on richter azdack (Bildbeschreibung)

Ich hatte diesen Eintrag noch nicht auf Facebook beworben, weil er gewissermaßen noch nicht fertig war. Es hat noch ein Link gefehlt, ein missing link, wie bei den QAnon-Leuten, ein Brückenschlag ins Wahnsinnige. Jetzt heute beim Aufwachen, war es dann so weit. Gestern hatte ich einfach nur assoziiert und rausgehauen. Ich hatte das Gefühl, was da an Bildern geteilt worden ist, von diesem Vorfall in Washington, hatte etwas zu tun mit der Figur aus dem Brecht-Stück, die man natürlich anders schreibt, als oben bezeichnet, das ist mir schon klar, ich bin ja nicht blöd. Jedenfalls gibt es da diese Schlüsselszene, wo ein Banditenboss zum Richter gemacht wird, und in dem Moment, wo er die Robe anzieht VERÄNDERT ER SICH und auch die Leute, die ihm unterworfen sind. Nicht erst seit der zu Recht von klugen Leuten kritisierten Entscheidung zum Kopftuchverbot könnte man sich freilich fragen, was diese Übertragung von Außen nach Innen, die wir damit immer so beharrlich machen (Kleider machen Leute) eigentlich soll, aber darum soll es hier gar nicht gehen. Da waren diese Eindringlinge, die ohne Verfahren oder sonstwas, ohne Legitimation, nur weil ihr großer Leader mal wieder etwas gedropped hat (" We're gona walk down that road...", Trump) sich auf einmal ausgestattet haben mit den Insignien der Macht. Ich denke nur an diesen einen Typ Nerd, der hinter einem Polizeischild posed vor einem Porträt eines Altehrwürdigen. Mit einer Miene, die so so ernst ist, so ironiefrei, als würde diese Person wirklich davon ausgehen, dies sei der Moment ihrer Inauguration. Ich mach mich hierüber keineswegs lustig, das soll hier nicht falsch verstanden werden. Und ich stimme auch nicht in den Chor der pathetischen Kommentator*innen ein, die eine symbolische Überschreitung mit einer Überschreitung rhetorischer Art, mit einem Superlativ der Rechtschaffenheit und Häme beantworten, für mich ist das ein besonders frivoler Hausfriedensbruch / Landfriedensbruch whatever, kerkert sie ein, nehmt ihnen das Internet weg, whatever, mich interessiert eher die ungeheuer starke Semiotik dahinter. Ich meine, wir sind ja alle nicht frei davon, uns zur Macht hingezogen zu fühlen und uns auch mit Symbolen auszustatten, die anderen unseren Status suggerieren. Gierig lernen wir diese Sprache der akkumulierenden Akkumulation -- wer Insta von seinem Phone gelöscht hat, werfe den ersten Stein... Aber gestern hatte ich einfach dieses Gefühl, dass so eine ungeheure Tragik steckt in diesem gescheiterten Azdak-Moment. Denn diese Leute haben nichts außer diese berauschten Selfies und eine Strafanzeige, nachdem sie die Polizei aus ihrem jüngst eroberten Zentrum des Wirkens entfernt hat. Da gleichen sie mir in der Silvesternacht. Ob ihnen dieses Abziehbild der Legitimität genügt, kann ich nicht beantworten. Ich kann in diese Herzen nicht hineinsehen. Ich habe aber die Vermutung, dass einen das auf Dauer nicht nährt. (und das ist tragisch, auch wenn man diese Leute scheiße findet. Was ich auch tue. Aa bei entspr. Begründung vertretbar). Denn wie der Hungerkünstler möchte man iE wahrscheinlich nur verstanden und akzeptiert werden, auch wenn man beharrlich behauptet, man stünde über den Dingen, mit seiner eigenen Semiotik.



Er hat die Kluft an


Jetzt hat er auch das Amt


die letzte Woche hatte er sich noch auf twitter den Mantel der Macht angelegt


Earned 5k Impressions per day


Heute trägt er ihn real, er steht ihm, die Welt erfährt davon


Auf einmal erzittern alle vor ihm, dem großen Leviathan

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