on rassengesetze / feuilletonism
Liebe Marlene!
Ich weiß, es steht mir nicht zu, mich mit einem offenen Brief an dich zu wenden.
Denn wer bin schon ich? Ein dahergelaufener Blogger, der es mit 29 noch nicht geschafft hat, ein Studium abzuschließen.
Das legt natürlich ernsthafte Zweifel an meiner Fähigkeit nahe, strukturiert zu denken und einigermaßen standhafte Argumente zu basteln.
Es wird dich sodann bei der eingehenden Lektüre meines Blogs, für die Sie sicherlich gar keine Zeit haben, sehr wundern, wenn ich Dir sage, dass ich gerade versuche Jura zu studieren, durchaus mit heißem Bemühen. Zu vage alles. Zu metasprachlich. Nicht sachbezogen, etc.
Fair enough. Finden die Mädels vom VVIP-Correctnes-Rat übrigens auch. Völlig zu Recht, mE.
Deshalb erfolgt es auch in der äußersten Bescheidenheit und Ergebnisoffenheit, und Anerkennung, wenn ich mich heute namens der Titus-Reinhuber-Stiftung für konservative Kunst, an Dich wende.
Und dennoch möchte ich gerne einen Punkt hier ganz eindeutig und vor allen machen (keine Angst, das sind nur 30 Hansel pro Tag, die mich selber hassen, daher kein Imageverlust zu befürchten)
Die österreichischen oder deutschen Maßnahmen zur Bekämpfung der SarsCov2 - Pandemie sind nicht mit den Nürnberger Rassengesetzen vergleichbar.
Das hat insbesondere damit zu tun, dass zweitere auf einem Narrativ gefußt haben (jüdische Weltverschwörung, Rassenreinheit als Endstadium der Anthrogenese) während die ersten in Reaktion auf eine wissenschaftlich belegbare und darüberhinaus evidente tatsächliche Bedrohung erlassen wurden. Es geht dort um die kollektive Gesundheit ieS des Wortes, nicht, wie hier, um eine machpolitisch konstruierte Volksgesundheit. Auch sind gesetzliche Mechanismen eingebaut, dass diese Gesetze automatisch obsolet werden, wenn die Pandemische Lage sich ändert. Sie haben somit ein Verfallsdatum, einen Selbstzerstörungsmechanismus. Entschuldigung, das ist basic knowledge, das muss man sich eigentlich anlesen, bevor man sowas raushaut.
Viel entscheidender und interessanter finde ich aber die daran anknüpfende Frage, warum Sie sich in den Chor der vermeintlichen Widerstandskämpfer*innen einreihen. In die Fama des selbsternannten Sophie Scholls, deren demokratieschädliche Begriffsentwertungs-Praktik letzthin in der SZ so trefflich herausgearbeitet wurde.
Das steht ihnen doch nicht zu.
(ich sage bewusst nicht "das haben Sie doch nicht nötig", weil ich meine, dass die Kredibilität, die Sie genießen nicht in erster Linie als ein Kapital zu betrachten ist, sondern als eine Verpflichtung. Eigentum verpflichtet. Und auch Österreicherin sein verpflichtet.)
Ich würde sie bitten, bei der Erfüllung dieser Pflicht, in Zukunft ein bisschen genauer und weniger effekthascherisch zu arbeiten.
Ganz herzliche grüße
Ihr
Janik Hauser
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