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Es werden Posts vom Februar, 2022 angezeigt.

Einmal abkotzen bitte (über Falk Richters Heldenplatz-Abend)

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Einmal abkotzen bitte (über Falk Richters Heldenplatz-Abend) Es gab jüngst eine Theaterkontroverse, die sich an einer Münchner Inszenierung entzündete, bei der angeblich auf unsensible Weise besetz worden ist. Nachtkritik hatte einer empörten Zuschauerin, die selbst in der Theaterszene unterwegs ist, einen Leserbrief "aus der Hand gerissen" und veröffentlicht. Seither rumort es an der betreffenden Institution und man unternimmt panisch Feigenblattmoves um ein zweites " D üsseldorf" zu verhindern. So wichtig diese Form der Debatte, die sich auf einzelne Zeichen oder Komponenten der Inszenierung oder den Probenprozess kapriziert auch sein mag, sollte dabei dennoch nicht die Inszenierung als eine semiotische Kette aus dem Blick geraten. Sprich: ein subventioniertes Kunstprodukt sollte nicht allein daran gemessen werden, wie korrekt es ist, sondern auch und vor allem in seiner Wirkweise beschrieben werden, die sich aus der Aneinanderfügung von Zeichen ergibt. Dessen W

Hungerkünstler

Es wird ja viel gemeckert im Fachbereich 10 an der Goethe-Uni. Überall sitzt die Macht und der Kapitalismus und will uns das Leben verbieten. Dann schaut der Security-Mann immer in die Seminarräume, um zu kontrollieren, ob dort auch wirklich gearbeitet wird, man ist unter ständiger Beobachtung der BIO-MACHT. Igitt. Das beste wäre zurück nach Bullerbü, wo es gratis Dosenbier gibt und Snacks für alle. Man muss nicht arbeiten, aber es gibt lange Performances, wo die Leute sich gegenseitig anfassen (ich meine auch das Publikum) wodurch man seine Sexualität sublimieren kann, die man sonst komplett suspendiert (weil diese wiederum von der Bio-Macht einverleibt worden ist und als solche etwas BÖSES) und es gibt Diskussionen . Tief einatmen. Das ist dem ewigen Studenten täglich Brot. Das nährt ihn am meisten. Das ist seine Speise, die er liebt. Ansonsten ist er allergisch gegen alles. Wichtig ist aber, dass auch diese Diskussionen schadstoffarm sind. Glutenfrei, vegan, nachhaltig, regional, oh

Bericht aus einer Akademie

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Es sitzt einfach da. Und wartet. Auf seinen Termin beim Artzt? Ist es schwanger? Es reibt sich zumindest auffällig oft den Bauch. Tippelt mit den Sneakers (die Performerin hat kleine Füße. Ist sie in ihrem Vorleben ein niedliches Eichhorn gewesen?)  Man fühlt sich an die Arbeiten von Phillipe Quesne erinnert. Die Ästhetik des Spektakels. Nur als Kippfigur . Als Inversion. Wir schauen dieses Wesen an (ein Riesen-Eichhörnchen) und fragen uns die ganze Zeit: "Passiert hier noch was"? Irgendwann nach zehn bis zwölf Minuten gibt man auf und fängt an, die eigene Atmung zu beobachten. Und die anderen Leute im Raum. Oder die eigene Sucht nach ständigem Stimulus zu hinterfragen. Das flauschige Wesen scheint sich an unserer Anwesenheit aber auch nicht stören. So warten wir gemeinsam weiter. Auf verschiedene Ereignisse. Aber wenigstens gemeinsam. Schön angesiedelt ist diese Performance der Kostümbildklasse Brack in einem entlegenen Stockwerk, direkt neben dem Raum mit dem Webstuhl  Lin

on moralism

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  Wir wissen ja von Foucault, dass es nicht so tragisch ist, junge Knaben für Sex zu bezahlen. Alles andere wäre auch bürgerlich. Wer würde uns diese Sachen diktieren wollen? Der herrschenden Meinung gegenüber sind wir ohnehin skeptisch . Aber jetzt auch noch Rousseau?!?!? Ich falle aus allen Wolken wie die Opfer vom Tinder-Schwindler. Man sieht doch allein an dem Namen, dass das ein Edelmann ist. Und er hat so kluge Sachen geschrieben über Erziehung. Die Bude reformiert wie Ursula from the Block. Ein Philosoph. Ein Moralist. Wir weigern uns das zu glauben. Dennoch ist es wahr !

Textfläche zu Besetzungen

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  Es wird kein Nagel in die falsche Wand geschlagen. Wir sind ja nicht Luther. Weil Luther war ein Antisemit. Und Frauenfeind. Und das sind wir nicht. Es geht auch nicht üm Nägel. Es geht nichtmal um Köpfe. Es geht eigentlich nur um IMPRESSIONS ON TWITTER und FOLLOWERS ON INSTAGRAM. Insoweit stehen wir dem machttrunkenen Faschismo eines Fladimir Pütin in nichts nach. Das ist alles so aufregend hier. Es gibt veganen Eintopf und jede halbe Stunde ein Plenum bei dem ich dem Heinz in die tiefen martialisch-melancholischen Augen blicken kann, während er erklärt, und ich meine hinlänglich erklärt, also erschöpfend und ohne Möglichkeit einer Verständnislücke, inwiefern und inwieweit die deutsche Theaterlandschaft vom Machismo, vom Agenda-2010-ismo vom Rassismo und vom Imperialismo durchwirkt, zersetzt vermurkst und zerfickt ist. (Das alles sind seine Worte, ich wüschte sehr, ich selbst hätte solche im Petto, aber meine Ruh, Freun*innen und Freunde, ist dahin, ich bin nur noch der reine Mange

on zerbrochene Krüge / Editorial

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  Nein, liebe SZ (gestern, 4 Feb.) das gesellschaftliche Miteinander ist nicht ernsthaft in Gefahr Das klingt zu binär. Wie ein Krug, der einmal zerbrochen, nie wieder geheilt werden kann. Vielmehr Das Zusammenleben ist bereits scheiße So müsste man es formulieren. Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen, mE. Meine Freunde von der Lage der Nation meinten einmal Spaltung sei ein inhärenter Teil des demokratischen Prozesses. Ich habe dieses abgefahrene Argument nicht einmal verstanden. Für mich ist es eher das verfluchte Gegenteil von Demokratie Es ist eine persönliche Niederlage jedes Einzelnen der archaischen Versuchung nach blinder Wut (nicht gerechtem Zorn) nachzugeben. Sie hinterlässt eine Wunde und eine Spur Selbsthass. Bleiben Sie also gesund (vor allem mental) Ihr Karl Lauterbach-Freud