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Es werden Posts vom August, 2020 angezeigt.

Editorial -- ein antirassistischer Blog

In eigener Sache / 3  1/2 Jahren-Jubiläum Liebe Leser*innen, bloggen ist ja eigentlich derbe 90er. Ich denke deshalb taugt es mir auch so sehr. Im Bloggen steckt der Anfangsenthusiasmus einer Zeitenwende, die es jedem* erlaubte, sich selbst zu broadcasten. Seine Meinung mit allen zu teilen. Ein kindlicher manischer Eifer Journalist*in zu sein, auch wenn man nicht für das Establishment schreibt. Jetzt lesen so ungefähr 30 Leute pro Tag diesen Blog.  Wahrscheinlich alles Freunde, die Mitleid haben mit jemandem, der in einem Format des letzten Jahrhunderts festhängt. Schade, eigentlich. Also es freut mich, dass ich diese kleine Echokammer errichten darf. Aber ich wäre gerne diverser aufgestellt. Würde auch von Leuten gelesen, die meine Ansichten nicht teilen, oder meine Argumente und Fragestellungen angreifen. Wie stellt man das an? Wie vergrößert und diversifiziert man* seine Leser*innenschaft? Welche Themen soll und darf man* setzen? Wie connected man*? Brü's ich brauch Euren

Rassismus / Empörungskultur II (Keuner erzählt, niemand liests)

 dieses Stichwort verkauft sich ganz hervorragend: ÜBERGRIFF K. erzählt: "Ich habe gestern in einer kleinen gemütlichen Bar in Bornheim ein paar Cocktails eingekerkert und mich von einem weißen heterosexuellen Cismann in ein Gespräch über antirassistisches Verhalten verwickeln lassen. Fehler Nummer eins Ich solle doch morgen nicht einen Kaffe mit Freunden trinken gehen, sondern mich stattdessen in Projekten und Bewegungen engagieren. Er sei in seiner alltäglichen Praxis als Firmenchef antirassistisch, weil er "streng nach Eignung" die Stellen vergebe (nicht nach verpönten Kriterien). Der Eignungsbegriff allerdings sei ihm fremd, weil er den "tatsächlichen Rassismus" bemäntele. Außerdem vertraue er darauf, dass der alltägliche Rassismus sich von selbst erledige, weil "diese Leute" aus einer rassistischen Firma ja einfach in eine andere wechseln könnten "wo das Klima stimmt". Es gelte vor allem marginalisierten Gruppen "zuzuhören&

Revision / Wir vermieten nur an seriöse Mieter (AT) / Dramaturgie-Studiengang

Oftmals verhindern emotionale Dispositionen einen Vorgang der Rezeption, der einem ermöglicht, alles aus einem Kunstwerk zu ziehen, was man unter optimalen Bedingungen daraus ziehen könnte.  Es mag daher Sinn machen, öfters in Kinofilme zu gehen (wie neulich, als ich das zweite mal Parasite gesehen habe und wieder gefesselt war) oder sich Performances oder Theaterstücke mehrmals anzusehen, oder zumindest den Vorgang der Rezeption innerlich zu wiederholen (indem man sich vor Augen führt, was einen damals beschäftigt hat, indem man sich Notizen wieder vorlegt, indem man nochmal mit Mitzuschauer*Innen spricht). Als ich das erste Mal  Wir vermieten nur an seriöse Mieter (AT) gesehen hatte stand ich unter dem Eindruck negativer Rückmeldungen aus meinem Dramaturgiestudiengang seitens meiner Kommilitoninnen*. Zusagen, in ein bestimmtes Land gehen zu dürfen, die vonseiten des Instituts entschuldigungslos nicht eingehalten wurden, Unmut über das Angebot an szenischen Projekten, einzelne* überl

Re: Post kritischer Kommentar zum bedingungslosen Grundeinkommen

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Satire / Gewalt gegen Personen / Mäeutik

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Textbausteine zu einer Empörungskultur

  Gut! Wie gesagt, ist für mich auch indiskutabel und extrem fragwürdig. Der Ausdruck fragwürdig (ebenso wie problematisch ) wird sehr oft verwendet in linken universitären Studie-Diskursen (über die anderen kann ich nichts sagen) Das ist erstmal bemerkenswert, weil es von einem vermeintlichen Problembewusstsein des Sprechers* zeugt. Der Schein trügt hier aber. Dies einfach deshalb weil "fragwürdig" bedeutet, dass der Sachverhalt es verdient, ihn mit weiteren Fragestellungen näher zu beleuchten. Er ist der Frage würdig. Lädt also zu einer Analyse ein. Vielleicht auch zu einem Austausch von Meinungen. In der heute gängigen Verwendung des Ausdrucks ist dieser allerdings kein Gesprächsöffner, sondern, wie in der oben zitierten Konversation eine Ausprägung einer "Basta"-Mentalität (wir erinnern uns an den Machohaften Ex-Kanzler, der jetzt für Gasprom arbeitet und Putin als "lupenreinen" Demokraten bezeichnet hat). Er beendet jedwedes Gespräch. Ich bin da

Ocean Voung -Revision

Das war mal wieder nur gehässiges Gerede. Ich habe natürlich keine Ahnung von Lyrik. Ich habe 4 Jahre Germanistik studiert, aber ich habe keine Ahnung, das muss ich zugeben.  Ich kann demzufolge nicht beurteilen, ob das, was Vuong schreibt als "seicht" bezeichnet werden kann. Sagen wir, es war ein Ressentiment gegen den Text, der vielleicht aus meinem heteronormativen Bias geboren wurde. Das Lyrische ist assoziiert mit Feinfühligkeit, mit einer Absage an Präzision, an ein (juristisches) Verständnis von Sprache als Trennung, als Schwert, als Ordnungsinstrument. Und wahrscheinlich kam mir dieser queere (text-)Körper da einfach ein wenig quer und dann ist es mir sauer aufgestoßen und dann wurde ich zornig und habe wieder aus Zorn geschrieben. Das sollte man eigentlich nicht machen, genauso wie man nicht hungrig im Supermarkt einkaufen gehen sollte. Die Frage, was ich aus dem streitgegenständlichen Roman herauslese, geht also in die nächste Instanz. Sagen wir so: es gehört einige

Ocean Vuong

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Editorial — Agenda für einen kritisch-weißen Blog

Ich habe in letzter Zeit viel Zeit damit verbracht, meine eigenen Privilegien zu reflektieren. Ich habe mir viel Lektüre empfehlen lassen, die sehr spannend war und mir einen Einblick gegeben hat, dass meine Sicht auf die Welt eine sehr eingeschränkte ist (Gümüsay, Ogette, Yaghoobifarah, Ayivi, Passmann, Hasters) . Ich habe gelernt, dass man in einer Position wie der meinen vor allem zuhören sollte.  Jetzt frage ich mich, was das für diesen Blog bedeutet. Denn hier rede ich ja ausschließlich. Einerseits schadet es glaube ich nicht, meine Perspektive auf Themen der Kultur offenzulegen. Solange ich dabei nicht in eine dominante weiße Haltung verfalle . Das ist natürlich schwierig, weil man eine solche Sprechhaltung ja antrainiert bekommt. Wenn man zum Beispiel, wie ich, männlich sozialisiert wird, dann wird von einem erwartet, dass man sehr bestimmt auftritt. Das ist erstmal schwierig herauszukriegen. Im Bezug auf das Bloggen heißt das vielleicht, dass man eher Fragen stellen soll

BLM / Feldmann / Diskurs / Ein Erlebnisbericht

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Keywords konservativer Paternalismus linkes Bedürfnis mit der Macht zu reden linkes Bedürfnis das Gespräch einseitig zu unterbrechen Verhöhnende Gemeinplätze Einleitung / Editorial Wo soll ich anfangen? Ich war bei der BLM-Demo am Opernplatz in Frankfurt und habe etwas erlebt, was mich noch heute beschäftigt. Daher schreibe ich es auf und hoffe auf Eure Hilfe, das Erlebte einzuordnen