Editorial — Agenda für einen kritisch-weißen Blog



Ich habe in letzter Zeit viel Zeit damit verbracht, meine eigenen Privilegien zu reflektieren. Ich habe mir viel Lektüre empfehlen lassen, die sehr spannend war und mir einen Einblick gegeben hat, dass meine Sicht auf die Welt eine sehr eingeschränkte ist (Gümüsay, Ogette, Yaghoobifarah, Ayivi, Passmann, Hasters) . Ich habe gelernt, dass man in einer Position wie der meinen vor allem zuhören sollte. 


Jetzt frage ich mich, was das für diesen Blog bedeutet. Denn hier rede ich ja ausschließlich. Einerseits schadet es glaube ich nicht, meine Perspektive auf Themen der Kultur offenzulegen. Solange ich dabei nicht in eine dominante weiße Haltung verfalle. Das ist natürlich schwierig, weil man eine solche Sprechhaltung ja antrainiert bekommt. Wenn man zum Beispiel, wie ich, männlich sozialisiert wird, dann wird von einem erwartet, dass man sehr bestimmt auftritt. Das ist erstmal schwierig herauszukriegen.


Im Bezug auf das Bloggen heißt das vielleicht, dass man eher Fragen stellen sollte bezüglich der Sachen, die man gesehen hat. Den etwas zu beschreiben hat immer schon etwas Faschistisches an sich. Außerdem geht es darum, Diskriminierung aufzudecken. Das kann man ja auch als weißer Mann, weil die Merkmale ja offen zutage liegen, die zu Diskriminierung führen. Für jeden einsehbar, egal welcher Hautfarbe oder Sozialisierung.


Außerdem möchte ich mich mit Literatur beschäftigen, die nicht dem weißen Mainstream entspricht. Die irgendwie kritisch ist und nicht diskriminierend. Ich werde bald eine Rezension zu dem Buch von Ocean Voung schreiben. Noch bin ich zu sehr mitgenommen von der Leseerfahrung. Das gehört übrigens auch dazu, glaube ich: von den eigenen Gefühlen zu sprechen. Anstatt Kategorien zu bilden, in die man die Kunst wie in ein Korsett presst. 


Ich hoffe außerdem auf viele Kommentare (hier und auf Facebook) von nicht-weißen Menschen. Das würde mich freuen


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