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Es werden Posts vom Dezember, 2017 angezeigt.

Einreichung zu einem Schreibwettbewerb mit dem Thema Utopie

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Notizen zu einem Bettgespräch mit Christian Lindner "Bei den Ausdrücken historische Notwendigkeit und deutsches Schicksal kommt mir das Kotzen" (Samuel Beckett) Ich weiß genau, dass sie nichts gegen Dich in der Hand haben. Die Reporter von Stern TV laben sich nur an ihrer zynischen Scheißhaltung, alles verächtlich zu finden, das man irgendwie schafft verachtenswert darzustellen. Zum Beispiel hier, in der Sekunde 25, diese Kamerafahrt um die S-Klasse herum, von der Ihr betont, dass sie ja ohnehin nur geleast ist. Weil das Nummernschild zensiert ist, hat man sofort die Assoziation von Kinderschänder, Niedrig und Kuhnt — Kommissare ermitteln, Steuerbetrug oder ähnliches, weil uns die Bildzeitung gelehrt hat zu trennen zwischen gesund für den Volkskörper und den Parasiten („Wir haben ihn aufgenommen, wie einen Sohn“). Und wer nichts zu verbergen hat, kann ja schließlich frei heraus zeigen, wer er ist. Reaktionär ist diese Art von Presse, deshalb mein Schatz,

How to... (do things with words!) -- Die praktische Alltags-Tipp-Rubrik in dem Blogg SlämSchläm

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How to... GEISTESWISSENSCHAFTLER Lektion 1 Wenn jemand im Seminargespräch sagt, dass sich ein Kunstwerk von einem Konzept X absetze (dabei kann X wahlweise Expressionismus sein, Repräsentation oder auch Sturm uns Drang, oder was auch immer, völlig egal), dann gibt es als Geisteswissenschaftler eigentlich nur eine Sache zu tun. Man hört dem gegenüber zu Ende zu, überlegt kurz, lässt sich das Wort erteilen und simuliert dann, dass einem dieser Gedanke gerade erst gekommen wäre: "Interessant finde ich auch den Gedanken, dass ein Sich-Absetzen ja auch immer seine Gegenbewegung impliziert. Nämlich, so scheint mir, mit jeder Bezugnahme auf ein Konzept, und sei es eine negierende, dieses in seiner Gültigkeit zementiert." Wenn das Gegenüber, auf das geantwortet wurde, noch nicht verstanden hat, dass man es gerade hart gedisst hat, dann gibt man sich geduldig und sagt es noch einmal als Klartext: "Ich meine: Negation ohne Affirmation gibt es notwendiger Weise nicht&

Untreu und Skepsis gegen die Verkehrssitte -- Der dispositivsensible Museumsblogg

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Vorüberlegungen: Nanu, wer spricht denn hier? Es gluckert im Bauch, es knarzt und schiebt sich die Nahrung, die Verbindung mit den ökonomischen Vorgängen dieser unserer Welt (Stefan Besser über Kafkas Hungerkünstler) war zu ihrem Ausgang, wo sie als Ausscheidung unliebsam, marginalisiert, abgesondert von der Gesellschaft dem organischen Tod übereignet wird. Und wer sind wir Zuschauer in diesem Darmgewinde? Nur ein Durchgangsphänomen? Ein notwendiges Übel? Prädikatives Sprechen, das hatten wir vermutet, ist nicht so sehr Ersan Mondtags Sache. Der Junge Erfolgsregisseur, der unter anderem in den Münchner Kammerspielen freiestens zu dem NSU-Komplex assoziieren durfte ( über Kafka, Schiller und Spongebob zu Dr. Oetker und Wikipedia ) ist ein Freund der visuellen Überwältigung (schwarz-weiß-Kontraste, poppige Kostümierung, usw.) im Dienste der Bedeutungs-Öffnung. Nur ja nichts erzählen, scheint das Diktum zu sein, das den Zuschauer in dieses grausig-schöne dritte Reich des Spiels (nac

Versuch einer Theaterkritik

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Hier passiert Politik (auf unterhaltsame Weise) Marco Dott lässt am Salzburger Landestheater Europa an der Brüsseler Bürokratie und dem Brexit scheitern. Hotels als Parabeln auf eine mehr oder weniger funktionierende Gesellschaft sind ein beliebtes literarisches Mittel. Man denke zum Beispiel an Joseph Roths Hotel Savoy (warum kenne ich eigentlich keinen Text, der das Theater zu einem solches Gleichnis heranzieht? Auch hier gäbe es Wäschereien, Finanzierungsengpässe und fest zugewiesene sozio-kulturelle Rollenschemata in Etagen eingeteilt!)  In dem Landestheater Salzburg , das an diesem 2. Advent so stolz neben dem aristokratischen Hotel Bristol aufragt, ist das Prinzip Parabel jedoch bis zur fastfoodhaften Konsumierbarkeit heruntergebrochen. Da ist zum einen das Zimmermädchen / die Putzfrau ( einzige PoC im Ensemble ), das engelsstimmig von ihrer Suche nach ""einem kleinen bisschen Glück" trällert, welche, dramaturgisch gar nicht subtil mit der Bere

Wie findet man eine Schwebe in der zeitgenössischen Kunstproduktion?

Ein Hörerbrief, Vorüberlegung: Wenn Sprache Notwehr ist gegen die Konfusion der Gegenwart, dann ist die Gebotenheit zu prüfen. Ist sie dazu geeignet den Angriff abzuwehren und ist sie außerdem das mildeste zur Verfügung stehende Mittel? Ist diese Sprache, Frau Kr., egal wie poetisch sie auch sein mag, dazu geeignet, den vorliegenden Gegenstand festzuzurren? Ist sie geeignet, ihn zu benennen ("Das ist eine Show von Jerome B^el") und in Ihrem Sprechen ihm ein Attribut hinzuzufügen ("Diese zeichnet sich dadurch aus, dass sie anscheinend gar nicht beginnen will und ihr die Konvention der Szene als die Szene der Konvention problematisiert wird")? Und wenn nun so viele Beispiele miteinander verknüpft werden sollen, unter einem Überthema, ist dem Zuhörer dann ein Zugang erleichtert oder gar im Gegenteil erschwert? Jedenfalls lässt es ihn mitunter zurück in einem Zustand großer Erschöpfung. Der Angst davor, als Geisteswissenschaftler bei der Ausdeutung der Welt
Anmerkungen zur Vulva (jeder sollte eine haben) Unterüberschrift Konsumierbarkeit von Kunst Überschrift: Liebe A. ich wollte Dir noch etwas zu deiner Arbeit sagen: Zitateinschub: "Soll man Kunst konsumieren dürfen?" (A.) Und wie ist es mit Frauen? (J.H.) Wir essen Vaginas aus Schaumgummi. Wie kleine Schulbuben verstecken wir sie in der geballte Faust, nachdem wir aus dem ganz und gar nicht klebrigen Raum entlassen werden. Draußen stehen nur Frauen, die unsere Verunsicherung bemerken. Wir haben während der Performance peinlich genau darauf geachtet, interessiert, distanziert zu wirken anstatt involviert-Lüstern. Ebenso wie bei der Turnschuhvagina-Frau von Ersan M. neulich im MMK. Ob uns das gleungen ist? Keine Ahnung. Die Fragmentierung der Körperteile erinnert an She She Pops Arbeit zu Wedekind. Ist das eine direkte Kritik i. S. v. "Euer Blick fragmentiert uns" / "Eure Lust zerschneidet unsere Kontingenz oder Selbstachtung"

Krise? Welche Krise? (oder: Tanzen ist kein Vergehen)

Erik Petersen glasiert im Düsseldorfer Schauspielhaus Footloose mit einer linksautonomen Patina und entfaltet dennoch ihren ganzen (schützenswerten) heteronormativen Gehalt  § 1 [Die Welt vergessen oder: Gesetzesänderung JETZT]  Es spannt in uns. Die Affekte stauen sich, sowohl die Begierde als auch der Bewegungstrieb. All das lässt sich nicht mehr sublimieren in einer emphatischen Lektüre der Geschichten des Ritters Camelot. Und ich liege hier im Bett und kann nicht anders, als mich zu fragen, wie viel mehr auf meinem Gehaltszettel steht, wenn der Soli erst abgeschafft ist. Ich habe mich an Orten beworben, deren Name mein Vater nicht einmal kennt, der holt gerade Brötchen und vergisst über Walt Whittmans Heimattümelei den Menschenhandel in Libyen. Der sollte eigentlich in seiner Predigt angesprochen werden, der inspirierende Mann Gottes sollte offen sein, für die Visionen eines Macron, für die Pläne Chinas zur Neuen Seidenstraße, sollte das Gras der Welt wachsen hören, anstatt de