On Syllogismen

On Syllogismen


Neulich wurde mir von einem der 30 verlorenen Jünger*innen gespiegelt, dass der Ton hier auf diesem Blog hier sich unsympathisch ausnehme. Das ist natürlich ein hochgradig unsympathischer Einwand. Aber wenn man eine Party macht und von 40 Eingeladenen* keiner kommt, kann man sich schon mal fragen, ob die denn alle crazy sind, oder ob man selber vielleicht ein bisschen komisch kommuniziert hat.


Was ist also mein Problem?


a) Sprechen in Verallgemeinerungen

(folgt)


b) Virtuosität

(folgt)


c) Sich nicht positionieren?


Der Vorwurf kam. Wirklich interessant. In Zeiten ungeheuer starker identitätspolitischer Bestrebungen. Reden darf man nur noch mit vorgehaltenem Parteibuch.


Nein, das ist Quark. Wenn mich jemand fragt findest du es gut, dass die AfD über 20 % in der Wahl kommt würde ich sagen, es ist erstmal gut dass wir eine repräsentative DEM haben und es ist gut, dass Parteiverbotsverfahren erschwert sind und es ist auch eine richtige Entscheidung die Beobachtung der AfD, wie jüngst geschehen zu intensivieren, auch wenn das Wahljahr ansteht und….


Dann hätten die meisten Krawallköpfe natürlich schon längst abgeschaltet und wären auf den Channel von L.K. gewechselt und hätten da hatespeach und Rechtschaffenheitslyrik genossen. Aber für die 5 die dann noch da sind, würde ich nach dem erneutem Nachhaken „ja wie findest du denn jetzt persönlich die AfD“ natürlich ganz wahrheitsgemäß mit „kacke“ antworten. 


Warum erst so spät? Naja, ich insistiere. Es interessiert keinen, was in meinem Geschmackslabor für Identitätsexperimente gemacht werden. Und wenn doch, verweise ich an die einschlägigen Instagram-Kanäle oder die Yellow-Press. -- „Da kannste mal sehen, da kannste ja auch zu den Anderen gehn’“ (unglaublich wie viel Poetologie in alten Sammy Deluxe-Texten schlummert!)


Ich glaube mir geht es eher darum, Kategorien zu errichten, mit meinem Sprechen. Wenn man sich auf diese geeinigt hat, dann kann man irgendwann ganz einfach einzelne Lebenssachverhalte darunter Subsumieren. Versteht Ihr, was ich meine? Das Leben erstmal von sich weghalten mit dem Sprechen, weil man es dann deutlicher sehen kann, mitunter. Vielleicht ein bisschen Brecht für Küchenpsychologen. Aber kommen ganz interessante Gespräche dabei rum. Ich schwöre (ja, es gibt (sehr vereinzelt) Leute, die sich gerne mit mir unterhalten…)


Ich soll das illustrieren? Sagen wir zB ich bin in einem Betrieb. Kamelio Event-Support oder M.A Drama, das ist im Endeffekt egal. Sachen gefallen mir dort nicht. Und anderen auch. Wir meckern viel. Steigern uns mitunter fast hinein in eine gewisse Lust am Defizit. In eine Freude an der Unterlegenheit. In das Movement der Stagnation. 


Das macht Freude und dient auf jeden Fall dazu, ein Gemeinschaftsgefühl zu stiften. Und Gemeinschaft braucht jeder*. Aber es isoliert halt eher die Gruppe der Meckernden von dem Problem. Was meine ich? Erstens, dass der Zugriff auf das Problem unrealistischer wird, weil das sprachliche Beschreiben das verändernde Vorbringen sublimiert. Und zweitens weil das Negative ein Teil eines positiven Konstrukts wird, nämlich der Gruppenidentität. Es also zu verändern hieße eine komplizierte Tektonik anzutasten. Das möchte keiner.


Und so verkommt die Kritik, einst das Instrument der rechtschaffenen Outsider (wir lesen sie noch immer: Foucault, Derrida, Rosi Braidotti, younameit (Buttler ist witzigerweise auszunehmen, ich weiß nicht warum)) zu einem müden Selbstbestätigungsmechanismus.   


Skizzieren wir einen Fall: 

J, im Drama-Master, 7. Semester, noch keine Hausarbeit geschrieben, viele Sitzscheine gemacht, keinen davon anrechnen lassen, Gastdozent nicht mehr erreichbar. Zukunftsperspektive ungeklärt. 

Auf den Einwand man müsse „halt nebenher arbeiten“, können deshalb nicht jedes studiengeleitende Angebot wahrnehmen, den Gegeneinwand kassieren, das Studium habe schon „Priorität Nummer eins zu sein“. 


Das ist ein fiktives Beispiel. Aber mich würde interessieren, welche Kategorien es braucht um das alles besser zu verstehen.


Pfarrershaushalt / Ökonomiefeindlichkeit / Verschleierung von Zukunftsaussichten / mittelbare Diskriminierung / tatsächliche Gleichstellung / Verdeckte Machtfragen / Narzissmus


Ich hätte zu allem Ansätze, aber ich werde einen Teufel tun, dass hier alles auszubreiten, mir dann die Finger zu verbrennen und dann wieder auf einer non-grata Liste zu landen.


Naja deshalb bin ich ja auch weiter dafür das Format des gemeinsamen Gesprächs wieder zu etablieren. 


Aber ich hör mal auf damit


Langsam geht es auf die Nerven, ich weiß

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Life Art / Aktivismus / Manie / Melancholie (mit freudlicher Beratung durch Boris Nikitin)

#LOHN ISCH DA (Podcast über Arbeitslosigkeit)

Janis Strobl -- mounts for musical instruments 2024 / Clare Gannaway