on poststructuralism


Es steht schon lange fest: Man kann sich als Studierender der Geisteswissenschaften gar nicht intelligent fühlen. Geht nicht, ich habs versucht, und das durchaus mit heißem Bemühen. Elitär vielleicht. Aber nicht kompetent.

Als Studierender der Medizin oder der Juristerei hingegen schon. (Been there, done that).

Wer schon mal Scrubs gesehen hat, weiß: es fühlt sich ganz schön geil an, einem schwer kranken Menschen den Arsch zu retten, weil man sein Studienwissen zusammengekratzt hat, und die eine zündende Idee hatte, die zufällig oder nicht, zugleich damit übereinstimmte, wie die Dinge auch im tatsächlichen Leben zueinander liegen. Probleme lösen. Sich nützlich machen (wie Wilbur Larch, mein alter Kumpel und Abtreibungsfanatiker-Freund).


Diese Harrypotterschen Aha-Momente (Vielsafttrank aus einem Buch in der hinterletzten Ecke der bereits leergefegten Bibliothek)  erfordern aber, dass das Wissen systematisiert ist und der Diskurs nach Regeln verläuft. (Wer sich fragt, was gemeint ist, lese nur mal Leipold: Allgemeiner Teil). 


Regeln also


Die gibt es in den Geisteswissenschaften freilich ebenfalls . Jeder kennt diese Philosophie-Seminare mit den systematisch ungleich verteilten Redeanteilen.


Die Kerle -- witzigerweise meistens Männer oder Frauen, die als solche gelesen werden wollen -- melden sich dort praktisch zu jeder Fragestellung, diese Philosophie-Poser. Die Marx aus dem Stand zitieren können, bis es einem schwindelig wird und man eigentlich gar keine Lust mehr auf Denken hat.


Aber das ist eher das Gesetz der Straße: Wer die dicksten Karren fährt, kriegt die besten Sexualpartner*innen, die meisten Likes auf Facebook, und wenn man was will (hier das Rederecht), dann nimmt man es sich einfach und tut im Zweifel so, als hätte man es eh als EINZIGER VERDIENT zu sprechen (Ich lass es mal schön bleiben, diesem Artikel auch wieder das Label Dramaturgie-Master an der G.-Uni aufzuprägen, die Betreffenden denken sich das Entsprechende). 


Diese Regeln meine ich gar nicht. Ich meine so richtige Regeln. Im Rawlsschen Sinne. Solche, denen wir auch hinter einem Schleier des Nichtwissens zustimmen würden. Solche, die uns alle weiterbringen, weil sie Kooperation ermöglichen, also sozusagen menschenfreundliche Restriktion, die meine ich. 


Ich sage es nicht gerne, aber ich glaube verkackt haben diese Nummer Derrida, Deleuze, Guattari und ihre ganzen impotenten Handlanger*innen (zumindest eine Frau dürfte dabeigesessen sein, Chantal Mouffe). 

Der Beweis steht natürlich noch aus, aber es scheint mir doch sehr, als ob die ganze Misere, die heute alle so gehässig macht, hier ihren Ursprung genommen hat. Ich geh mal beizeiten auf Recherche in den Archiven (schon wieder das Archivfieber...) und sag Euch dann, was dabei rausgekommen ist. 


Aber bis dahin nur der bescheidene Tipp: Das wirksamste Vakzine gegen diese Querdenkerepedemie (auch unter den eigenen Peers, mögen sie sich auch noch so links wähnen) sind immer noch ganze Sätze mit Subjekt, Prädikat und Objekt. 

Und Argumente prallvoll mit Begriffen, die mindestens so genau sind wie PCC-Tests. 


Nous sommes en guerre, mes amies!


In diesem Sinne: guten Rutsch allerseits.


Ich bin draußen, wie die Gegenansicht beim VVIP_Festival 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Life Art / Aktivismus / Manie / Melancholie (mit freudlicher Beratung durch Boris Nikitin)

#LOHN ISCH DA (Podcast über Arbeitslosigkeit)