on holzdiebstahl -- spießrutenlauf sprungrevision




Es ist passiert


Das, was seit fünf Jahren in der Beschreibung dieses hinfälligen lungensüchtigen Blogs steht, den gerade mal eine Hand voll mitleidiger Freunde und Elfriede Jelinek überhaupt liest.


Den Diskurs öffnen. Sich der Lügenpresse widersetzen. Heere Ziele, die sich diese bigotte Chefredaktion da gesteckt hat. Nicht gerade bescheiden.


Und bisher auch eigentlich nichts davon erreicht. Viel Lärm um nichts. Ein bisschen hier gestänkert, ein bisschen Wortklauberei dort. Viel selbstgerechte und narzisstische Hirnwichse. Langue pour langue, wenn man so will. Hart vom Nichts ins Nichts.


Aber jetzt ist es echt passiert.


Gestern saß ich rauchend und Rotwein trinkend in der Küche von einer Freundin und auf einmal ist es passiert. Wir haben so über dies und das geredet, natürlich wie immer auch über Abtreibung und andere Frauenthemen. Und dann kam sie auf einen Artikel zu sprechen, von ebendiesem Blog, den ihr gerade lest. Und meinte, dass sei ja eine bigotte und chauvinistische Art zu reden. Wir haben das Werbeverbot, 219 StGB, wir haben eine katastrophale Situation in Polen, Irland, younameit. Und mir fiele nichts besseres ein, als mich an der Formulierung einer Grünenpolitikerin aufzuhängen. Welch anmaßende Verlagerung des Gesprächsfokus dies doch sei.


Das hat mir irgendwie eingeleuchtet. Ich bin also nach Irland gegangen und habe dort alle zum Heidentum missioniert, dann bin ich nach Polen und habe dort wieder einen vernünftigen Rechtsstaat etabliert. Und dann war ich in der Frankfurter Innenstadt und habe dort ein Broschüre verteilt "How To Abtreibung" und habe eine Marketingkampagne lanciert : 


Mach den nervigen Zellklumpen weg. 

Schnell und diskret. Und übereilt. 

Online-Buchungssystem. First come first serve. 

(hat mir einigen Profit gebracht. das Geld investiere ich jetzt in den Druck neuer Broschüren)


Aber darüber wollte ich eigentlich gar nicht sprechen. Und ich wollte auch nicht schon wieder zynisch werden, sondern mich eigentlich darauf beschränken, Argumente zu nennen für die Verpflichtung zum Beratungsgespräch. Oder darauf Hinweisen, dass es durchaus eine offen einsehbare Liste gibt mir Ärzt*innen, die Abbrüche vornehmen. Ich wollte eigentlich Brücken bauen. Aber hab es schon wieder verkackt, weil ich selbst so involviert bin. Ein gekränkter weißer hetero Cismann. What would you expect?


Und überhaupt sollte es ja um Holzdiebstahl gehen. Genau. Denn gekippt ist die obenstehende Diskussion erst in dem Moment, wo es hieß, dass man als Mann ja nicht nachempfinden könne, ob es sich wie Folter anfühle, solch ein Beratungsgespräch zu machen. Mithin behauptet wurde, weil jemand etwas als Folter empfinde, sei es nicht zulässig sich zu beklagen, dass ein gewaltloser Sachverhalt generell als Folter bezeichnet werde.  


Ich grüble immer noch, was mich an diesem Einwand noch nicht ganz überzeugt hat. Vielleicht dass ich finde Sprache gehört allen. Und deshalb müsste für ein funktionierendes Sprechen jeder etwas abgeben von seinem RECHT AUF ALLES. Außer man macht mir plausibel, dass es erstrebenswert wäre, wenn wir in einen sprachlichen Naturzustand zurückfallen. Ohne Kooperation. Voller Furcht vor der Gewalt (ich glaube im Übrigen, dass genau daran gerade schon einige Akteur*innen mehr oder weniger zielgerichtet arbeiten. An dieser Wiederausbreitung der rohen Gewalt). Aber klar in einer Welt, wo der Mensch dem Menschen diskursiver Wolf ist, wäre es durchaus zulässig geltendes Recht als Folter zu bezeichnen und eine subjektiv belastende Situation mit einer objektiv sadistischen Gewaltausübung gleichzusetzen. Es wäre ein zulässiges Mittel, sich Gehör und Macht und Ressourcen zu verschaffen. 


Aber in dieser Welt möchte ich offengestanden nicht leben 


Natürlich ist das linker Romantismus. Aber ich kann nicht aufhören, dafür zu werben. 


Es bleibt mir nichts, als pedantisch die Genese dieser naturalisierten aber eigentlich menschengemachten Katastrophe aufzuzeigen, die sie Gesetz, Code of Conduct, Correctness, Grundversorgung etc. nennen.


Und vielleicht steht dann zwischen den Zeilen ein ganz bescheidener Appell


Raffholz gehört allen*


Frohes Fest ihr Reisigsammler*innen


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Literatur

  1. Karl Marx, Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz (1842)

    Kovacs, Christine, An Unexpected Hobbesian Defense of the Black-Lives Matter Movement, in: Acta Cogitata: An Undergraduate Journal in Philosophy, Volume 6, Article 8, 2019, S. 32ff. (abgerufen unter https://commons.emich.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1029&contex t=ac am 21.10.2020).

    Klenner, Hermann (Hrsg.) / Schlosser, Julia, Leviathan von Thomas Hobbes, aus deco Englischen iibertragen durch Julia Schlosser, 2017.






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