Longega Papers

 



Zusammenfassung Audioguide, Janik & S.

DE

Prolog 



Willkommen.  


Schön, dass Du da bist. 


Schön, dass WIR da sind 


und hier gemeinsam. 


Ich meine: Wie oft sind wir nicht einsam? 


Oder zumindest nicht in Gesellschaft. 


Aber darum soll es hier niht gehen. 


Stattdessen: Um den Blick eines jeden und einer jeden einzelnen von uns. 


Darum, dass wir ihn heben, um uns anzusehen. 


Dass wir ihn schweifen lassen, um ihn aus der Gefangenschaft der Nützlichkeit zu entlassen. 


Vielleicht können wir gar Musiker*innen werden mit unserem Blick. Und die Gegenstände, die wir anblicken, zum Schwingen bringen. 


Und vielleicht wird es ja so kommen, dass wir die Kunst nochmal anders zu betrachten lernen. Und die Künstler*innen. Anders als bisher. Vielleicht hatten wir eine Ahnung, dass das Zeitalter der Produktion schon Risse bekommen hat. Das wir darüber hinausgewachsen sind. Künstler*innen sind dann, wie ein französischer Philosoph es beschrieben hat, tatsächlich weniger Produzenten. Sondern sie sind viel mehr wie Fluglotsen. Ranger. Wenn das Gebiet unwegsam wird. Und die Bedeutungen nebulös. Der Jungle undurchdringlich. Dann setzen sie einen Anker. // 

So wie die Gruppe Longega. Ihr könnt Euch also getrost auf die Reise in die Berge mit uns begeben. Und eine ganz eigene Erfahrung machen. Vertraut uns.


Die Ausstellung, „in between water – 두물마을“, lädt dich ein, Kunst jenseits konventioneller Grenzen zu erleben. Lagerfeuer, Wanderungen und Erkundungen in der Natur schaffen eine Atmosphäre der Kontemplation und Kreativität, Begegnung - zuhören, erzählen, etc.die das Wesen unseres Pavillons widerspiegelt. Es ist eine Art Reflexion, eine Pause, ein Innehalten: Die Kunst sein lassen, Kunst machen, sammeln, bewahren und Neues schaffen. Die alltägliche Praxis, die Hinwendung zur Natur und zur Gemeinschaft wird zum Mantra, und die Grenzen dessen, was Kunst als aufgabe hat, und wie sie ihrer Pflicht nachkommt, verschwimmen.

Das Longega Projekt, einein Durchgangsort in den Dolomiten, initiiert von Fabian Feichter und Youlee Ku, dient als Allegorie. Dieses Refugium ist nicht nur ein kreatives Labor, in dem Künstler aus verschiedenen Regionen und Kulturen der Welt zusammenkommen, sondern auch eine Umgebung, die es dem Einzelnen erlaubt, hinter die Macht der Natur zurückzutreten. In der Abgeschiedenheit der Berge schafft das Kollektiv einen einzigartigen Raum für Diskussionen und künstlerischen Austausch, der weit über das traditionelle Atelier hinausgeht.

In dieser Ausstellung stehen die kollaborativen Prozesse der Künstler*innen im Mittelpunkt, wobei der Fokus weniger auf das fertige Kunstwerk als vielmehr auf die Entstehungsprozesse (Aktivierung und Interaktionen gerichtet ist. Die Ausstellung interpretiert den gleichnamigen Ort Longega, eine Künstlerresidenz in Südtirol. Hier arbeiten Künstlerinnen aus Ladinien, Korea und Deutschland zusammen, inspiriert von der Umgebung, neue Werke zu schaffen. Die Residenz folgt einer jährlichen Ausschreibung und lädt sowohl das Kollektiv als auch Gastkünstlerinnen ein, um einen transnationalen Dialog zu fördern und einen gemeinsamen Raum für die Kunstszenen in Gwangju, Korea, Asien und darüber hinaus zu schaffen.


Das Rahmenprogramm betont den interaktiven und prozessualen Charakter des Projekts und umfasst Performances, Workshops und Diskussionsveranstaltungen. Diese Aktivitäten fördern soziale Interaktionen und kollektive Erfahrungen, wodurch die Grenzen zwischen Künstler*innen und Publikum, zwischen Kunst und Alltag aufgehoben werden.


  1. Forest: “Fit” 

Youlee Ku, 2024, Plants, Dimensions variable.

Auf dem Mond wurde jetzt eine Höhle entdeckt. Vielleicht können sich die Astronauten dort vor eisigen Winden verstecken? Ich weiß es nicht. Wie es da oben zugeht. Ich möchte auch nicht hin. Außer hier unten brennt alles. Aber nur wenn es unbedingt sein muss. Noch ist es nicht so weit.


Die Nächte in Longega sind vollständig. Kein Schimmer von der Großstadt nebenan. Im Gegenteil. Man muss durch viele Tunnel, um hierher zu kommen. Man wird von der Nacht ganz geschluckt. Man darf nicht ängstlich sein. Aber was ist schon Angst? Ein Produkt der Stadt und ihren Gefahren, die sich gegenseitig speisen.


// Perspektivenwechsel. Tier. Ich sehe .. ich sehe mit Schall. Meine Wahrnehmung ist Textur. Nicht Sinn. Sinn ist etwas für die geradlinigen Menschen. Nur wenige von ihnen trauen sich hier hoch…


// Perspektivenwechsel. Tier. Wenn ich wollte. Ich könnte still sitzend 360 Grad um mich herum sehen. Aber noch. Greift mich keiner an


// Perspektivenwechsel. Tier. Ein Geben und Nehmen an diesem Ort. Tag zerstört die Nacht. Nacht durchbricht. den Tag  Im Gegenzug sind auch manchmal die Tage hier nächtlich. Ohne Sonne. Irgendwie unvollständig. Erst ab März wird sich das ändern. Ich hab hunger.

// Menschen-Sicht. Wir sind jetzt im Wackelwald. Ein Ort, der aus den Träumen der Bäume erwachsen ist, wo das Licht spielt und die Schatten tanzen. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie.

„Ich wünschte, ich könnte noch immer daran glauben. An die Liebe, die du mir einmal gegeben hast. Ich wünschte, ich sähe das Licht nicht.“ Diese Worte, frei nach der Band Parcels, flüstern die Bäume, während sie in einem ewigen Tanz verharren.“

Hier stehst du in einem künstlichen Wald, in dem echte Bäume auf Fitnessgeräten ruhen. Youlee Ku's Installation "Fit" stellt uns vor die Herausforderung, die Dichotomie zwischen natürlicher Schönheit und dem modernen Optimierungsdrang zu erkennen und zu reflektieren. Das Lichtspiel simuliert den Tag-Nacht-Rhythmus, wodurch sich die Atmosphäre stetig verändert und ein dynamisches Erlebnis schafft.

Diese Installation erinnert uns daran, wie sehr unsere Interaktionen mit der Natur von Effizienzdenken geprägt sind und wie dies unsere Wahrnehmung der natürlichen Welt beeinflusst. Im Wald von Longega können solche Gegensätze in ihrer vollen Bedeutung erfahren werden. Sie fordert uns auf, unser Bewusstsein zu hinterfragen: Wie verändert sich unsere Wahrnehmung der Natur, wenn wir sie durch den Filter menschlicher Bedürfnisse betrachten?




  1. Wooden Hut: “Stöa”


Longega Project, 2024, Wood, Mixed Media, Dimensions variable

Mahlzeit. Ab in die Stube


Die Stube. Früher war sie stets der Ort, an dem das Feuer brannte (mogun da paur - Hofen) und das gesamte Haus gewärmt wurde. Hier hat man sich getroffen, stundenlang Karten gespielt, gegessen, geschlafen und es ist der Ort, wo Geschichten und Legenden auf Papier geschrieben wurden. Es war/ist ein sicherer Ort, ein warmer Ort, ein Gemeinschaftsort...

Ich muss wieder an meine Oma denken. Früher, als sie noch gekocht hat, war mein Lieblingsessen immer „Kartoffelbrei mit Fleisch und Spinat“. Der Kartoffelbrei war cremig wie eine Spargelschaumsuppe, das „Fleisch“ kam im Gewand von Szegediner Gulasch. Schöne, zarte Stücke vom Rind. Meine Oma hat niemals Lob gebraucht. Aber sie hatte es immer verdient.

Aber das tollste war damals, dass ich immer mischen durfte. Das heißt, dass es einen Berg von Kartoffelbrei gab, so hoch wie der Mudeungsan, eine Seenlandschaft Spinat. Und in dem Kartoffelberg gab es eine Hochebene. Das sogenannte „Tal vom Kartoffelbrei“. Dort kam die braune Soße herein.

Dann durfte ich mit dem Löffel ansetzen und alles zu einem apokalyptischen Einheitsbrei machen. Niemand hat das kritisiert.

Hier fällt mir ein, dass meine Oma zu Hackfleisch immer noch Haschée sagt. Das kommt aus dem Französischen. Aus ihrer Jugend. Der Besatzungszeit. Aus der Zeit, wo auch das Wort „Fisematenten“ entstanden ist.

Frauenkörper. Schon immer die kühn gejagten.

Ich wollte aber eigentlich übers essen reden.

Sehen Sie. Ich fühle mich wohl.

Sonst würde ich mir nicht erlauben, abzudriften.

Wie isst Du denn so? 

Mit wem? 

Was? 

Und wie oft?

Gibt es in Korea auch den Spruch: Man ist, was man isst?

Ich kenne koreanische Essensgepflogenheiten nur aus Cho Nam-Joos Buch. 

Chuseok. Tag des Erntedankfestes. Wenige Menschen haben viel Stress. Der Stammesälteste muss die Tafel decken und viele Gäste empfangen. 

Yakgwa (약과), Jeon (전), Tteokguk (떡국)

Ermattete Frauenglieder in luftigen Seidenkleidern.


Oder ist alles ganz ganz anders?


Heute Jedenfalls ist alles anders. Meine Oma kocht nicht mehr.

Pause

Im Alltag denke ich mir: Manchmal kochen wir doch wie Industrielle, nicht wahr? Und fragen uns zu selten:

Wo bleibt hier das Ballett? Wo bleibt das Spielerische?

Die Kontemplation?

Der Duft der Zeit?

Der deutsche Dichter Schiller hat — in meiner Phantasie — einmal gesagt: 

„Ich möchte lernen // zu gärtnern // und zu kochen // wie ein Kind“

Ich bin kein Schillerfan. Ich kritisiere sogar stark seine Ideen über das Theater. 

Über Repräsentation

Aber hier – in meiner Phantasie – hatte er vielleicht Recht.


Vor dir schwebt "Stöa", eine abstrahierte Rekonstruktion der traditionellen Holzhütte aus Longega. Diese Hütte symbolisiert Begegnung und Austausch und ist ein zentraler Ort des Longega Projects. Sie steht für die Idee des gemeinsamen Lebens und Arbeitens in der Natur. Die Installation hängt in einer Rahmenkonstruktion von der Decke und erinnert an das massive Holzdach der Nachbarschaft in Longega. Grundlegende Merkmale der Hütte, einschließlich einer Regenrinne, einem Blumenkasten und Holzornamenten, die vom Original entnommen wurden, sind als skulpturale Nachbildung im Ausstellungsraum rekonstruiert.

Abstrahiert auf ihre wichtigsten Elemente, wird sie während der Ausstellung auf einer geräumigen Terrasse aus Holzdielen präsentiert, die als Bühne für Veranstaltungen dient. Die Longega-Hütte ist somit nicht nur eine Kunstinstallation, sondern auch ein Treffpunkt für Besucher*innen und ein Raum für Kunstgespräche, Vorträge und Performances. Kulinarische Köstlichkeiten aus der ladinischen und koreanischen Küche werden zu besonderen Öffnungszeiten und Veranstaltungen angeboten.



Character count: words

  1. Campfire:

“Campfire”

Claudio Matthias Bertolini, 2024, Wood, LED lights, Metal, 150 x 200cm


3.1 Campfire:

“Edaphones”

Nele Ka, Oliver Haussmann, 2024, aluminium, rc.filament, soil, tree needles, chlorophyll, swiss stone pine oil, sand, each 220 x 40 x 40 cm.

Es gibt 

(und gab immer)

die erste Zeit. Die Arbeit. Produktion.

Und die zweite. Schlaf.

Früher. In archaischen Zeiten gab es gar nichts anderes.

Wozu auch

Es gab ja damals noch keine KI-Staubsauger oder Rasenmäher, um die man sich kümmern musste. 

Man hat sich eben nur um sich gekümmert.

Aber über die Jahre hat Mensch sich weiterentwickelt.

Abgeschlagene Steinkanten auf Stöcke appliziert.

War dann des Mammuts Niedergang

Und so weiter


Jedenfalls ist dann irgendwann noch ein Raum entstanden

Ein dritter

Eine dritte Zeit, wenn man so will.


Und die saß man am Lagerfeuer. Und hat sich Geschichten erzählt. Ist geflohen vor dem hier und dort Notwendigen.


So eine Geschichte ist wie so ein Teppich, den man aufrollt.

Überall voll schöne Fäden, die man so aber nur schwer transportieren kann.

Und dann noch die Körnung der Stimme

Eines jeden Erzählers

Die reinste Wohltat


Setzt Euch. Wenn ihr wollt.

Ich habe schon gesagt: Ihr seid willkommen.


Wie lange dauert wohl ein Holzscheit?

zu verbrennen?


Spürt ihr den Duft der Zeit, wie ihn Byung-Chul Han Euch beschreibt?


Vor dir liegt ein Lagerfeuer, das aus Neonröhren besteht. Diese moderne Interpretation eines traditionellen Lagerfeuers symbolisiert einen Treffpunkt, an dem sich Fremde und Bekannte versammeln, um in die Flammen zu starren und Geschichten zu erzählen. Abends werden in Longega Lagerfeuer im Garten abgehalten, ein wichtiger Treffpunkt bei Nacht. Das elektrische "Campfire" von Claudio Matthias Bertolini schafft eine einladende Atmosphäre, in der die Gruppe Kunststoffwerkstatt und Franz Allein gelegentlich ein Singspiel aufführen. Hier kannst du dich hinsetzen, an den Veranstaltungen teilnehmen oder dich einfach am "Feuer" wärmen. Diese Installation betont die Rolle des Lagerfeuers als Versammlungsort, der in unserer modernen, oft isolierten Welt von großer Bedeutung ist.

In direkter Nähe zum Lagerfeuer findest du die "Edaphones", skulpturale Klangkörper, inspiriert von Teufelsgeigen. Diese werden durch Stampfen aktiviert und machen die unsichtbaren Rhythmen der Erde hörbar. In der traditionellen Karnevalskultur oft mit Fruchtbarkeit und Wintervertreibung assoziiert, erzeugen diese Instrumente ungewöhnliche Klänge und Rhythmen. Nele Ka und Oliver Haussmanns dreiteilige Skulpturenserie besteht aus Aluminiumbaumzweigen, Erde und 3D-gedruckten Modellen. Durch das Stampfen auf den Boden wird Kontakt mit Mikroorganismen in der Erde hergestellt, wodurch die Zeitdimension sichtbar wird. Diese Klangkörper machen die unsichtbaren Prozesse der Erde hörbar und treten in eine Symbiose mit der "tiefen Biosphäre".



  1. River:

“Transformation of a shadowless existence”

Fabian Feichter, 2024, Paraffin, silicone, metal, 500 x 170cm.




Die Zeit

Dreht sich immer schneller.

Wie ein Karussell auf dem Jahrmarkt.

Wer es nicht geschafft hat, nüchtern zu bleiben, wird sich gleich wieder ausschütten müssen.

Wir sind alle Trunken von der Zeit

(Jene fließt nicht mehr – sie stürzt)

Von dem Raum

Dem Wort

Der Macht

Nur in manchen Nieschen, 

Wo die Zeit sich zurückziehen konnte

Sodass sie nun unversehrt ist

Von unseren gierigen 

Lüsternen Händen

Unverletzt 

Im Gebirge auf 1000 Metern Höhe

Hinter reißend Strom

Und gebrochen Brück’

Nur dort können wir wieder 

Erwachen 

Und mühsam sehen lernen


Die  Brücke 


endet nicht. Im Gegenteil. Sie hat nur zwei Anfänge. 


Um sie zu verstehen, muss man wissen, was sie nicht ist.


Sie ist keine Touristenattraktion, wie die Karlsbrücke in Prag.


Oder eine Schwindel erregende Gottesüberwinderin wie die Golden Gate Bridge.


Jedoch ist sie nicht geringer.


Nein. Sie ist eine Lebensader.


Über sie kommen alle – und ich meine alle – Vorräte für die Bewohner des Dorfes Longega.


Ich hatte doch gesagt, dass Longega zwischen den Wassern ist..?


Die Brücke zeigt, wie gefährdet der Mensch ist. Der versucht die Natur zu überwinden. 


Und das tut schließlich fast jeder Mensch, nicht wahr?


Bis zu einem gewissen Grad. 


Der Fluss und die Brücke sind zentrale Elemente in Longega, die nicht nur die Hütte mit der Werkstatt verbinden, sondern auch den Ort mit den Menschen und der Natur. Im Jahr 2022 wurde die Brücke in Longega durch eine Flut weggeschwemmt, und nur wenige Fragmente blieben übrig. Diese Fragmente wurden nach Gwangju gebracht und in der skulpturalen Rekonstruktion „Transformation of a shadowless existence“ von Fabian Feichter integriert. Diese Installation symbolisiert die Verbindung zwischen Südkorea und Südtirol. Die scheinbar stabile Konstruktion, betont durch die imitierte Haut und die kurzlebige Natur der Materialien wie Paraffin, ist gleichermaßen von Unsicherheit und Empfindlichkeit gegenüber äußeren Einflüssen bedroht. Ein weiteres Symbol der Verbindung ist der Fingerhakeln-Wettbewerb, der oft auf Volksfesten praktiziert wird und Teil der Tradition ist.


  1. Searching & Collecting: “Fata Morgana”

Siyoung Kim, 2024, flouroscent plants, mixed media, dimensions variable


Wir sind alle zutiefst verletzt worden. Wir benötigen Regeneration, nicht Wiedergeburt, und die Möglichkeiten unserer Rekonstruktion schließen den utopischen Traum, die Hoffnung auf eine monströse Welt ohne Gender, ein.

Sagt

Donna  Haraway


Das Frau- / Tier-/ Insektwerden ist ein Affekt, der fließt, wie das Schreiben, es ist eine Komposition, ein Ort, der zusammen mit dem anderen konstruiert werden muss, d.h. in der Begegnung mit dem anderen. 

Sagt

Rosi Braidotti


Dieses unfertige Gedicht entsteht in meinem Kopf, nachdem ich in Ursula Le Guins Essay hereingelesen habe:

Der Behälter der Menschheit

Am Anfang stand nicht die Klinge,
sondern der Behälter, die Trage, die Tasche,
wo das Gesammelte seinen Platz fand,
wo das Leben sicher aufbewahrt wurde,
die Früchte des Waldes, das Korn des Feldes.

Der Held, so sagt man, trägt keine Waffe,
sondern eine Flasche, eine Tasche,
um das Überlebte zu bewahren,
das Erlebte durch die Zeit und Generationen zu tragen.



Ich höre das in meinem Kopf und muss auf einmal an meine Großmama denken. 


Sie hatte im Garten ein paar Johannesbeerstauden. Ihre Finger wurden immer rot, wenn sie dort geerntet hat. Die Ausbeute hat man dann mit Milch und viel Zucker genossen. Omas machen gerne viel Zucker. Ich mochte meine Oma unbeschreiblich gerne. Ich glaube, sie mich auch. 


Ich glaube, das konnte man auch an dem Zucker sehen.


In einem Buch, das gerade in Deutschland sehr viel gelesen wird, einem Meisterwerk der Poesie, wenn man so will, erzählt die Hauptfigur (männlich oder weiblich – das müssen wir hier nicht festlegen – warum sollte man das überhaupt festlegen?) jedenfalls erzählt die Hauptfigur dasselbe über seine oder ihre Oma.


Dass die Oma, sparsam, wie sie ist, die Johannisbeeren mit ihren Augen aufisst, und nur die eingedellten sich bei der Erntearbeit in den Mund schiebt….


Beim Erkunden der unmittelbaren Umgebung in Longega sammeln die Künstler*innen Pilze und Beeren, die beim gemeinsamen Abendessen geteilt werden. Diese Schätze aus der Natur werden auch für die künstlerische Arbeit gesammelt. Kunst entsteht nicht nur in der Werkstatt, sondern auch im Wald und in der gesamten Umgebung, die zusammen ein Atelier bilden. Diese Aktivitäten lenken die Aufmerksamkeit auf wesentliche Aspekte wie die Nahrungsbeschaffung und eröffnen eine neue Perspektive fernab der Urbanität. Die räumliche Installation „Fata Morgana“ von Siyoung Kim reflektiert diesen Fokus auf das Wesentliche. Verschiedene Pflanzen werden von einem wechselnden Lichtstrahl beleuchtet. Mit fortschreitender Zeit dimmt das Licht, und die Installation wird in Dunkelheit gehüllt, wobei nur die fluoreszierenden Pflanzen eine neue Raumwahrnehmung ermöglichen.

  1. Workshop: “Alles kann schief gehen, alles kann gut gehen” ["Anything can go wrong, anything can go right"]


Longega Project, 2024, Mixed Media, dimensions variable



Workshop: “Schwitzen, Schlamm und Gloria”

[Sweating, Mud and Gloria”], Longega Project, 2024, live-video of river in Longega, mixed media, dimensions variable


“Überall Staub”, denkt man sich vielleicht, wenn man hier das erste mal hereinkommt. Kein Orbit, keine Umlaufbahn. Keine Richtung. Sondern Schwebe. Flirren.


28 / 29 Duft der Zeit – Baudrillard-Passage



Die Holzwerkstatt in Longega ist ein Ort, an dem die Künstlerinnen während ihrer Residenz Werke schaffen. Die „1000 Galerie“, die an die Holzwerkstatt angrenzt, ist ein halbverfallenes Haus in Ruinen, das als experimenteller Ausstellungsraum dient. In „Alles kann schief gehen, alles kann gut gehen“ wird der experimentelle Freiraum thematisiert, der in Longega praktiziert wird. Ein leuchtend grünes Schild weist den Weg in die Werkstatt, die ein einladender Ort für fortlaufende Workshops ist. Im Inneren findest du ein Dokumentationszentrum, das die Geschichte des Kollektivs beleuchtet. Videobildschirme zeigen Filme und Fotodokumentationen aus dem Dorf Longega. Während der Ausstellungszeit finden verschiedene Workshops statt, deren Ergebnisse in die Installation integriert werden. Ein Highlight ist die Installation „Schwitzen, Schlamm und Gloria“, die das wilde Rauschen des Longega-Flusses in Echtzeit nach Korea überträgt und den Besucherinnen Einblicke in die Veränderungen von Gezeiten und Jahreszeiten gibt.



  1. Badminton: “180% on fire, Longega Project, 2024, mixed media, dimensions variable




Glaubst du an das Schicksal? Glaubst du, dass alles, was geschieht, schon einem Textbuch steht? 


In der deutschen Sprache gibt es dafür den Ausdruck „Los“. Und „Los heißt gleichzeitig“ auch ((-Los-)), also ein kleines Zettelchen, auf dem der Gewinn oder die Niete bei einer Lotterie verzeichnet ist.


Ist das Leben eine Lotterie? Ist das so einfach mit Gewinnen oder verlieren? Gibt es nur diese Beiden? Oder suggerieren uns das die Sozialen Medien, oder das alltägliche Gerede unser neidzerfressenen Zeitgenoss*innen, und eigentlich ist alles viel komplizierter.


Jedenfalls ist das Gegenteil von dem Menschenbild, demnach jeder ein Los zieht, und gut, 


mitlaufen am Karren — ist das Gegenteil der Mensch, der die Natur bezwingt. 


Der seinen Körper formt, und ihn zu Höchstleistungen treibt. Dadurch sich den Göttern annähernd. 


Ballet — Fünfkampf — Fitnessstudio — Botoxbehandlung — you name it


Aber was ist Federball?


Ist das Badmintonspiel vielleicht eine Art Balletaufführung? In der es vor allem daraum geht, sich Energien abzunehmen und zufließen zu lassen?


Ist die Konkurrenz


Das Gewinnen-Wollen nur ein schelmischer Vorwand 


Um gemeinsam schwitzen zu dürfen?


Sich in der Verausgabung zu vereinigen?


Der Badminton-Wettbewerb ist ein integraler Bestandteil des Residenzprogramms in Longega. Nach jeder Ausstellungseröffnung wird ein Turnier organisiert, an dem alle Residenzkünstlerinnen und Gäste teilnehmen, was immer mit großer Leidenschaft gespielt wird. Innerhalb der Installation „180% on fire“ von Longega Project wird das Spielfeld und die sportliche Aktivität zu einem künstlerischen Akt. Gemäß der Tradition des Longega Projects wird das Turnier am Tag nach der Ausstellungseröffnung organisiert. In einem offenen Aufruf, organisiert von Horanggasy Creative Studio, können sich Interessierte im Voraus online anmelden. Der Hauptpreis des Turniers ist ein Abendessen mit dem Longega Project. Nach der Eröffnungszeremonie sind die Besucherinnen eingeladen, ein Badmintonspiel im Ausstellungsraum zu spielen.


























DIESE DATEI NICHT MEHR BEARBEITEN. R. hat sie heruntergeladen und zur Übersetzung ins Koreanische geschickt. 26.07.2024

Leporello Pavillon 

Titel:  in between water 두물마을 


German Pavilion 

Exhibition Guide

Format: DIN A3 Faltblatt

Front

Titel: in between water - 두물마을

[Logo] Cover/Deckblatt

About the pavilion

in between water - 두물마을

For the German Pavilion at the 15th Gwangju Biennale, the artist collective Longega Project presents the exhibition "in between water - 두물마을". This exhibition materializes their process of collective art creation and showcases Longega Project's joint exhibition participations. It transposes the collective transcultural approach of a secluded artist residency nestled in the mountains of Italy to an art space at a biennial across the globe. This endeavor seeks to unearth the universal and primordial forces of art, creativity, and wilderness, positioning them as the bedrock for cultural exchange and transnational dialogue. Aligning with the Biennale's theme, "Pansori - A Soundscape of the 21st Century," this expansive installation is activated through performances and actions at the Gwangju History & Folk Museum.

The exhibition installation is a sculptural landscape brought to life by Longega Project, local artists from South Korea, and the public. Individual elements of the installation visualize the environment of Longega in South Tyrol, Italy, which surrounds and influences the artists in their creative process. This special space encourages participation and exchange. In the exhibition hall of the Gwangju History & Folk Museum, the collective creates a fictional landscape that can be perceived with all senses, inviting visitors to become part of the Longega community.

The exhibition title "in between water - 두물마을" refers not only to the translation of the name "Longega" from Ladin, a dialect of South Tyrol, into English, but also to a place of search and encounter, where small stories emerge that inspire new thoughts.

About the collective

Longega Project is traced back to an exchange programme for artists. Founded in 2017 by Fabian Feichter and Youlee Ku, it offers artist residencies in the eponymous village in South Tyrol where its headquarters are located. Behind the project is the desire to enable artists to spend time at the foot of the Dolomites. Surrounded by the imposing landscapes and embedded in the local culture, Longega Project creates a platform for international exchange. Composed of Fabian Feichter, Youlee Ku, Siyoung Kim, Nele Ka and Oliver Haussmann, Longega Project has been invited to showcase their collective working mode in the German Pavilion at the Gwangju Biennale.

QR-Codes

[QR Codes EN/KOR]

Scan the QR code to get access to the audio guide on the website and learn more about the installations in the exhibition.

Contact

German Pavilion

Gwangju History & Folk Museum

Opening Hours: Tuesday - Sunday, 10 a.m. - 6 p.m.


Gwangju History & Folk Museum

48-25 Seoha-ro, Buk-gu,

Gwangju, South Korea


PLATFORM Munich

Kistlerhofstraße 70
House 60, third floor
81379 Munich, Germany

0049 89 3249009 0

contact@platform-muenchen.de 


About the mediation

In the German Pavilion, everyone is invited to become part of the Longega community. The exhibition features partially walk-in installations, and an audio guide accessible via QR code leads visitors to the elements that accompany the daily creative work in Longega.

Discover the rustling of trees in the wind, the loud rushing of the river, or how the day turns into a long night as a campfire is lit. Along with the guide, visitors can experience Longega's surroundings audiovisually, take in the scenery, and let their gaze wander. The works, created by an international collective of artists, invite visitors to enter into a dialogue with the exhibited objects and spaces. Let yourself be enchanted and immerse yourself in the stories and moods that these participative works of art unfold.

Team

Artists: Fabian Feichter, Youlee Ku, Siyoung Kim, Nele Ka, Oliver Haussmann

Guests: Claudio Matthias Bertolini, Federico Delfrati, Sung Young Hong, François Huber, Ho Bin Kim, Hyesoon Kim, Jayi Kim, Kyu Nyun Kim, Sool Park, Sul Park, Jehyun Shin, Seyoung Youn, Stephanie Müller & Klaus Erika Dietl, Chosun University in Gwangju

Curator

Sophie-Charlotte Bombeck

Mediation

Longega Project, Sophie-Charlotte Bombeck, Alexandra Seitz, Janik Hauser, Sina Wilke, Janina Totzauer

Organizer

PLATFORM Munich

Project lead

Dr. Christian Landspersky

Project coordinator

Carina Essl

Assistance

Alexandra Seitz

Paula Nitsche

Press and Public Relations

Radmila Krstajic

Administration

Fanny Sohr

PLATFORM provided by

Münchner Arbeit gGmbH

Managing Director
Münchner Arbeit gGmbH

Johann Stelzer

Production

Art Space Seochon

Translation

Hyeyoun Eunice Choi

Visual Communication

mmw studios

Illustration

Youlee Ku

Graphic Assistance
Hyesun Jung
Photography
Fabian Feichter, Oliver Haussmann, Yegyu Shin

Acknowledgements

[=Rückseite]

[Platzierung Logo Pavillon + Logos Partner*innen]


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Title: 

Character count: words

  1. Forest: “Fit” 

Youlee Ku, 2024, Plants, Dimensions variable.

Longega is located in a valley surrounded by natural beauty, mountains and an abundance of forests. Hiking and exploring the nearby forests are common activities in Longega, offering the opportunity to immerse yourself in nature and appreciate the flora and fauna of the forested areas. At the same time, some forest areas in the region are dying.


In Youlee Ku's installation "Fit", consisting of real trees standing on fitness equipment, a modern forest is depicted between the atmospheric rustle of leaves and the need for optimisation.”You don't usually move on these fitness machines, but allow yourself to be moved. The movement of a single tree is not perceived, but that of a forest is” Youlee Ku Lighting technology creates long shadows along the trees and simulates a day and night rhythm.

Days and nights are impressive experiences in Longega. The respective mood changes the perception of place, people, plants and animals.



Character count: words

  1. Wooden Hut: “Stöa”


Longega Project, 2024, Wood, Mixed Media, Dimensions variable

The wooden hut in Longega is a place for encounters and exchange. It reflects the central idea of Longega Project: exchange between artists from different cultures, living together, working together and finding inspiration.

The installation Stöaby Longega Project hangs from the ceiling in a frame construction and is reminiscent of the massive wooden roof of the neighborhood in Longega. The basic features of the hut, including a rain gutter attached on the roof, a flower box and wooden ornaments taken from the original, are recreated as a sculptural recreation in the exhibition space. It is abstracted so that only its most important elements are revealed.

During the exhibition period, a spacious terrace, made of wooden planks and used as a stage for events, invites visitors to spend time at the bar, seating and tables. The Longega Project's hut is therefore not just an art installation, but also a meeting place for its visitors and a space for art talks, lectures and performances. Culinary delicacies from Ladin and Korean cuisine are offered during special opening hours and events.


Character count: words

  1. Campfire:

“Campfire”

Claudio Matthias Bertolini, 2024, Wood, LED lights, Metal, 150 x 200cm

The campfire is a meeting place where strangers or acquaintances come together, gaze into the flames and tell stories. In the evenings, campfires are held in the garden in Longega, an important place at night. 


A fire bowl contains an electric “campfire” by Claudio Matthias Bertolini and was made of colorful neon tubes. Occasionally,  the group Kunststoffwerkstatt and franz allein performs a singspiel. Seating welcomes visitors to take part in the events or to warm up by the "fire".



Character count:  words

3.1 Campfire:

“Edaphones”

Nele Ka, Oliver Haussmann, 2024, aluminium, rc.filament, soil, tree needles, chlorophyll, swiss stone pine oil, sand, each 220 x 40 x 40 cm.

Sculptural bodies of sound, called “Edaphones” are inspired by devil's fiddles. Anchored in carnival culture, they are often associated with fertility and winter banishment, which is represented by their unusual sounds and rhythms. In Longega, the fiddles were often played during spontaneous jam sessions.

The three-part sculpture series “Edaphones” by Oliver Haussmann and Nele Ka serve as a reference to the instruments, which were developed from aluminum tree branches, soil and 3D-printed models.

The sculptural bodies of sound will be activated during performance by the Longega Project artists. By stomping on the ground, they evoke contact with microorganisms in the earth. This way of communicating makes the time dimension visible and overrides itself in the same way. Supported by “growth foundations” of the covered earth, tree needles, earth juices and sand flow out of their sound bodies. The sculptures transform -- the invisible sounds of the earth to life and serve as "tuning forks of the earth",  they produce rhythmic sounds and enter into a symbiosis with the "deep biosphere”.



Character count: words

  1. River:

“Transformation of a shadowless existence”

Fabian Feichter, 2024, Paraffin, silicone, metal, 500 x 170cm.





Both, river and bridge, are elementary places in Longega as they not only connect the hut with the workshop, but unites the place with the people and nature. In 2022, the bridge in Longega, serving as a central link between the road and the house, was swept away by the forces of flood and could not be rebuilt. Only a few fragments of the old structure remained and were brought to Gwangju.

The sculptural reconstruction “Transformation of a shadowless existence” by Fabian Feichter is created in the exhibition hall. While symbolizing the connection between the two places, South Korea and South Tyrol, its apparently stable construction - emphasized by the imitation skin and the short-lived nature of the materials like paraffin - is equally threatened by insecurity and sensitivity to external influences. Another symbol of connection which can be seen in the installation is the competition of finger hooks. “Fingerhakeln” is often practiced at folk festivals and also a part of tradition. 



Character count: words

  1. Searching & Collecting: “Fata Morgana”

Siyoung Kim, 2024, flouroscent plants, mixed media, dimensions variable



Exploring the immediate surroundings is an integral part of the working practice in Longega. During these excursions into nature, the artists collect mushrooms and berries, sharing their harvest for dinner in the evening. These natural treasures are also gathered for artistic work. Art is created not only in the workshop but also in the forest and throughout the entire surroundings, transforming the landscape into a studio. These activities highlight essential aspects such as food procurement, reawaken the ancient urge to search and gather, and open up a new perspective far removed from urbanity.


The focus on the essentials is reflected in the spatial installation “Fata Morgana” by Siyoung Kim. The arrangement contains various plants. A changing beam of light illuminates them. As time progresses, the light dims and the installation is shrouded in darkness. Only the fluorescent plants offer the viewer a new perception of space to discover.



Character count:  words

  1. Workshop: “Alles kann schief gehen, alles kann gut gehen” ["Anything can go wrong, anything can go right"]

Longega Project, 2024, Mixed Media, dimensions variable





The wood workshop in Longega is the place where artists create some of the works during their artist residency. In Longega, the "1000 Gallery" adjoins the wood workshop; a half-derelict house in ruins serves as an experimental exhibition space for the residency artists. In contrast to the White Cube, exhibition spaces here have to be explored and harmonized with nature.


In “Alles kann schief gehen, alles kann gut gehen [Anything can go wrong, anything can go right]” by Longega Project, reference is made to the experimental free space that is practiced in Longega. A glowing green sign with the word “Longega” points the way into the workshop from the outside.The workshop, a laboratory-like, open space, is an inviting place for ongoing workshops. Inside, visitors will find a documentation center that sheds light on the history of the collective and its fundamental components. Video screens show films and photo documentaries from the village of Longega. Various workshops take place in the laboratory area during the exhibition period. Remnants or self-made items from the workshops with the visitors will be integrated into the installation for the duration of the exhibition.




Character count: words

6.1 Workshop: “Schwitzen, Schlamm und Gloria”

[Sweating, Mud and Gloria”], Longega Project, 2024, live-video of river in Longega, mixed media, dimensions variable



Schwitzen, Schlamm und Gloria[Sweating, Mud and Gloria]” by Longega Project  shows a screen transmitting the flowing water of the South Tyrolean Longega River to Korea in real time, allowing visitors to experience the wild rushing of the river.


The river is always in motion, changing shape and color. It is always audible, quiet during the day and loud at night. The live video gives visitors an insight into change of tides and seasons.The stream runs continuously, day and night.



Character count: words


  1. Badminton: “180% on fire, Longega Project, 2024, mixed media, dimensions variable




The badminton tournament is an integral part of the residency programme in Longega. After every exhibition opening, a tournament is organized with all residency artists and guests, which is always played with great passion. 


Within the installation “180% on fire”, by Longega Project, the playing field and the sporting activity become an artistic act. In keeping with the Longega Project tradition, the tournament is organized the day after the exhibition opening. In an open call organized by Horanggasy Creative Studio, a tournament is held on the badminton court. Anyone interested can register online in advance via the website  [German pavilion]. The main prize of the tournament to be won is a dinner with Longega Project. After the opening ceremony, visitors are invited to play a game of badminton in the exhibition space.




  1. Map

[Karte - Übersicht der nummerierten Elemente im Ausstellungsraum]


(Alternative zur Karte: Plakat als Cover)























Ab hier nur noch Notizen (kommen nicht in den Guide) 


Name der Station

I.

Die Zeit.

Dreht sich immer schneller.

Wie ein Karussell auf dem Jahrmarkt.

Wer es nicht geschafft hat, nüchtern zu bleiben, wird sich gleich wieder ausschütten müssen.

Wir sind alle Trunken von der Zeit

Von dem Raum

Dem Wort

Der Macht

Nur in manchen Nieschen, 

Wo die Zeit sich zurückziehen konnte

Sodass sie nun unversehrt ist

Von unseren gierigen 

Lüsternen Händen

Unverletzt 

Im Gebirge auf 1000 Metern Höhe

Hinter reißend Strom

Und gebrochen Brück’

Nur dort können wir wieder 

Erwachen 

Und mühsam sehen lernen


II.

Rosa

Han / Baudrillard 28/29

Rilke — Malte

Mörike

Feldweg

Hölderlin — Hyperion


Name der Station

I.

Mahlzeit. Ab in die Stube

Ich muss wieder an meine Oma denken. Früher, als sie noch gekocht hat, war mein Lieblingsessen immer „Kartoffelbrei mit Fleisch und Spinat“. Der Kartoffelbrei war cremig wie eine Spargelschaumsuppe, das „Fleisch“ kam im Gewand von Szegediner Gulasch. Schöne, zarte Stücke vom Rind. Meine Oma hat niemals Lob gebraucht. Aber sie hatte es immer verdient.

Aber das tollste war damals, dass ich immer mischen durfte. Das heißt, dass es einen Berg von Kartoffelbrei gab, so hoch wie der Mudeungsan, eine Seenlandschaft Spinat. Und in dem Kartoffelberg gab es eine Hochebene. Das sogenannte „Tal vom Kartoffelbrei“. Dort kam die braune Soße herein.

Dann durfte ich mit dem Löffel ansetzen und alles zu einem apokalyptischen Einheitsbrei machen. Niemand hat das kritisiert.

Hier fällt mir ein, dass meine Oma zu Hackfleisch immer noch Haschée sagt. Das kommt aus dem Französischen. Aus ihrer Jugend. Der Besatzungszeit. Aus der Zeit, wo auch das Wort „Fisematenten“ entstanden ist.

Frauenkörper. Schon immer die kühn gejagten.

Ich wollte aber eigentlich übers essen reden.

Sehen Sie. Ich fühle mich wohl.

Sonst würde ich mir nicht erlauben, abzudriften.

Wie essen Sie denn so? 

Mit wem? 

Was? 

Und wie oft?

Gibt es in Korea auch den Spruch: Man ist, was man isst?

Ich kenne koreanische Essensgepflogenheiten nur aus Cho Nam-Joos Buch. 

Chuseok. Tag des Erntedankfestes. Wenige Menschen haben viel Stress. Der Stammesälteste muss die Tafel decken und viele Gäste empfangen. 

Yakgwa (약과), Jeon (전), Tteokguk (떡국)

Ermattete Frauenglieder in luftigen Seidenkleidern.

Oder ist alles ganz ganz anders, als ich es mit vorstelle?

Heute Jedenfalls ist alles anders. Meine Oma kocht nicht mehr.

Pause

Im Alltag denke ich mir: Manchmal kochen wir doch wie Industrielle, nicht wahr? Und fragen uns zu selten:

Wo bleibt hier das Ballett? Wo bleibt das Spielerische?

Die Kontemplation?

Der Duft der Zeit?

Der deutsche Dichter Schiller hat — in meiner Phantasie — einmal gesagt: 

„Ich möchte lernen // zu gärtnern // und zu kochen // wie ein Kind“

Ich bin zwar nicht in jeder Hinsicht ein Schillerfan.

Aber hier hatte er Recht.


II. 

Roland Barthes' Werk "Im Land der Zeichen" behandelt die japanische Kultur und die Art und Weise, wie Zeichen und Symbole in dieser Kultur interpretiert werden. Du könntest Barthes' Überlegungen zur Semiologie und den kulturellen Zeichen in deine Installationsbeschreibung oder den Audiowalk integrieren. Dies würde helfen, die kulturellen und symbolischen Aspekte deiner Arbeit zu betonen.


Prolog


Willkommen. Schön, dass Du da bist. 


Schön, dass WIR da sind 


und hier gemeinsam. 


Ich meine: Wie oft sind wir nicht einsam? 


Oder zumindest nicht in Gesellschaft. 


Aber darum soll es hier nicht gehen. 


Stattdessen: Um den Blick eines jeden einzelnen von uns. 


Darum, dass wir ihn heben, um uns anzusehen. 


Dass wir ihn schweifen lassen, um ihn aus der Gefangenschaft der Nützlichkeit zu entlassen. 


Vielleicht können wir gar Musiker*innen werden mit unserem Blick. Und die Gegenstände, die wir anblicken, zum Schwingen bringen. 


Und vielleicht wird es ja so kommen, dass wir die Kunst nochmal anders zu betrachten lernen. Und die Künstler*innen. Anders als bisher. Vielleicht hatten wir eine Ahnung, dass das Zeitalter der Produktion schon Risse bekommen hat. Das wir darüber hinausgewachsen sind. Künstler*innen sind dann, wie ein französischer Philosoph es beschrieben hat, tatsächlich weniger Produzenten. Sondern sie sind viel mehr wie Fluglotsen. Ranger. Wenn das Gebiet unwegsam wird. Und die Bedeutungen nebulös. Der Jungle undurchdringlich. Dann setzen sie einen Anker. // 

So wie die Gruppe Longega. Ihr könnt Euch also getrost auf die Reise in die Berge mit uns begeben. Und eine ganz eigene Erfahrung machen. Vertraut uns.


Wo sind wir?


Sehen wir uns kurz um. Wo sind wir?  Es ist dunkel, Es fließt die Energie von einer Menge an neugieriger Leute. Wird konzentriert an einem Punkt. Wie in einem Brennglas. 


In dieser Ausstellung erlebst DU sieben Elemente, die die Atmosphäre und Mythen der Dolomitenlandschaft (wo das ist? Im Norden von Italien… Dort wo der Stiefel eine riesig verschwenderische Pelzmütze trägt) nach Gwangju tragen. Die Werke, erschaffen von einem internationalen Künstler*innenkollektiv, laden Sie ein, in einen Dialog mit den ausgestellten Objekten und Räumen zu treten.


SCB: Repräsentationskritik

Aber es ist natürlich auch so: Es lastet ein wenig schwer auf unseren Schultern. Denn wir müssen hier unser Land repräsentieren. “Unser” Land. Wer sind eigentlich wir? Egal. Keine Zeit für sowas. Wir stehen hier für unser Land und Schluss. Das wird schon werden. 


Ein wärmendes Lagerfeuer. Auf dass wir das kalte Mobiltelefon weglegen und uns niederlassen und einlassen können. Die Antwort auf die oben gestellte Frage “Wo sind wir” lautet also: Wir sind bei uns.


Und in dieser Ausstellung gibt es verschiedene Elemente. Die Sie zusammenbauen können, wie ein Kind, das mit Bauklötzen spielt.


Viel Vergnügen!


Wer sind wir?

Longega. Wer seid ihr?


[hier wäre Raum für Zitate von den Menschen des Longega Kollektivs. Etwa:]


“Wir sind eine Ansammlung von Nomaden” / “Entfalten schrittweise unsere Zelte und Spielstätten” “reagieren auf das, was wir dabei beobachten”


“Wir sind Nachtwächter”


“Wir sind Gemeinschaftsstiftende”


“Ich finde, wir sind Forschende” etc. pp.


Für einen Außenstehenden sieht es vielleicht so aus: Das Longega-Kollektiv ist zwischen den Wassern verortet. Neben den Wassern. In den Bergen. Dort, wo es immer wieder rau wird. Wo man nicht das gesamte Jahr bleiben kann. Weil Kälte und Wind einem das Bein hoch kriechen. Vielleicht sogar den Schlaf rauben. 


SCB Kollektiv sein / Rückzug / Nationalismuskritik


Man muss das nicht auf den ersten Zugriff verstehen. Aber die Künstler*innen, die dort ihre Zelte aufschlagen (Zeit verbringen) erzählen, dass man dort zu seinen inneren Ahnen findet. Und somit auch auf direktem Wege zur Kunst zurück. Aus dem Dickicht der Städte. Auch in uns.


Was passiert hier?

kurze erläuterung zu den künstlern, einer Grundintention, ein how-to, elemente unsortiert, man kann sich bewegen wie man will. 



Wackelwald

Day / night

Auf dem Mond wurde jetzt eine Höhle entdeckt. Vielleicht können sich die Astronauten dort vor eisigen Winden verstecken? Ich weiß es nicht. Wie es da oben zugeht. Ich möchte auch nicht hin. Außer hier unten brennt alles. Aber nur wenn es unbedingt sein muss. Noch ist es nicht so weit.


Die Nächte in Longega sind vollständig. Kein Schimmer von der Großstadt nebenan. Im Gegenteil. Man muss durch viele Tunnel, um hierher zu kommen. Man wird von der Nacht ganz geschluckt. Man darf nicht ängstlich sein. Aber was ist schon Angst? Ein Produkt der Stadt und ihren Gefahren, die sich gegenseitig speisen.


Im Gegenzug sind auch manchmal die Tage nächtlich. Ohne Sonne. Irgendwie unvollständig. Erst ab März wird sich das ändern.

Wir sind jetzt im Wackelwald. Ein Ort, der aus den Träumen der Bäume erwachsen ist, wo das Licht spielt und die Schatten tanzen. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie.

„Ich wünschte, ich könnte noch immer daran glauben. An die Liebe, die du mir einmal gegeben hast. Ich wünschte, ich sähe das Licht nicht.“ Diese Worte, frei nach der Band Parcels, flüstern die Bäume, während sie in einem ewigen Tanz verharren.“

 




Brücken / Fluss 

(There’s no end – Tony Allen


"Ach, und in demselben Flusse schwimmst du nicht ein zweites Mal." - 

Johann Wolfgang von Goethe



Diese Brücke endet nicht. Im Gegenteil. Sie hat nur zwei Anfänge. 


Um sie zu verstehen, muss man wissen, was sie nicht ist.


Sie ist keine Touristenattraktion, wie die Karlsbrücke in Prag.


Oder eine Schwindel erregende Gottesüberwinderin wie die Golden Gate Bridge.


Jedoch ist sie nicht geringer.


Nein. Sie ist eine Lebensader.


Über sie kommen alle – und ich meine alle – Vorräte für die Bewohner des Dorfes Longega.


Ich hatte doch gesagt, dass Longega zwischen den Wassern ist..?


Die Brücke zeigt, wie gefährdet der Mensch ist. Der versucht die Natur zu überwinden. 


Und das tut schließlich fast jeder Mensch, nicht wahr?


Bis zu einem gewissen Grad. 



[...]

“Überall Staub” / Auf Papier gebannt / Sage / Säge

EINLADUNG


28 / 29 Duft der Zeit – Baudrillard-Passage


Fluoreszierende Pflanzen 

“Auf einmal überall goldene Schätze”


Wir sind alle zutiefst verletzt worden. Wir benötigen Regeneration, nicht Wiedergeburt, und die Möglichkeiten unserer Rekonstruktion schließen den utopischen Traum, die Hoffnung auf eine monströse Welt ohne Gender, ein

Donna  Haraway


Das Frau- / Tier-/ Insektwerden ist ein Affekt, der fließt, wie das Schreiben, es ist eine Komposition, ein Ort, der zusammen mit dem anderen konstruiert werden muss, d.h. in der Begegnung mit dem anderen. 

Rosi Braidotti





Ich musste auf einmal an meine Großmama denken. 


Sie hatte im Garten ein paar Johannesbeerstauden. Ihre Finger wurden immer rot, wenn sie dort geerntet hat. Die Ausbeute hat man dann mit Milch und viel Zucker genossen. Omas machen gerne viel Zucker. Ich mochte meine Oma unbeschreiblich gerne. Ich glaube, sie mich auch. 


Ich glaube, das konnte man auch an dem Zucker sehen.


In einem Buch, das gerade in Deutschland sehr viel gelesen wird, einem Meisterwerk der Poesie, wenn man so will, erzählt die Hauptfigur (männlich oder weiblich – das müssen wir hier nicht festlegen – warum sollte man das überhaupt festlegen?) jedenfalls erzählt die Hauptfigur dasselbe über seine oder ihre Oma.


Dass die Oma, sparsam, wie sie ist, die Johannisbeeren mit ihren Augen aufisst, und nur die eingedellten sich bei der Erntearbeit in den Mund schiebt….


[...]


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Ständigbewegt


“But everything's cool here, I don't want to ruin this party

Everybody's cool here, I don't want to ruin your party”

(Parcels)


Ich stelle mir immer vor, dass die Kunsttheoretiker, die ich bewundere, Gedichte geschrieben haben. Der französische Denker Nicolas Bourriaud hat so zum Beispiel – in meiner Phantasie – im Jahre 1998 diesen Haiku verfasst:


Zwischenraum entsteht,

jenseits von Märkten und Gier,

Kunst heilt, bindet neu.


Wenn man weiß, dass Bourriaud den Begriff des Zwischenraums aus seinen Karl Marx-Lektüren bezieht. Dass er in Paris den Palais de Tokyo mitbegründet hat. Dass er sich zuvor in Japan ausgiebig hat inspirieren lassen (nach meiner Ansicht auch die Reduktion nochmal anders begriff). Dass auch ich in Japan war und danach kurz nicht mehr wusste, was ich vom Leben möchte. Dann versteht man vielleicht ein wenig besser dieses kleine Gedicht, das ich dem Theoretiker in den Mund gelegt habe.


Oder ist das alles nicht wichtig? Diese Dehnübung Theorie? 


Hier ist ein Zitat von Juliane Rebentisch:

"Die Frage nach der Autonomie der Kunst ist in Wahrheit die Frage nach der Autonomie der Subjekte, die sich an ihr bilden."

Stube

EINLADUNG


Die Funktion des Kochens


Ballet


Kontemplation


Interferenz der Kulturen


Hier steht die Hütte, aus altem Holz

Ein Ort der Zeit, Wo Kunst und Leben sich vereinen.

Was ist das Kochen hier? 

Kein bloßes Handwerk nur.

Hier treffen Welten sich, Kulturen Hand in Hand


Lagerfeuer

EINLADUNG




Es gibt 

(und gab immer)

die erste Zeit. Die Arbeit. Produktion.

Und die zweite. Schlaf.

Früher. In archaischen Zeiten gab es gar nichts anderes.

Wozu auch?

Es gab ja damals noch keine KI-Staubsauger oder Rasenmäher, um die man sich kümmern musste. 

Man hat sich eben nur um sich gekümmert.

Aber über die Jahre hat Mensch sich weiterentwickelt.

Abgeschlagene Steinkanten auf Stöcke appliziert.

War dann des Mammuts Niedergang

Und so weiter


Jedenfalls ist dann irgendwann noch ein Raum entstanden

Ein dritter

Eine dritte Zeit, wenn man so will.


Und die saß man am Lagerfeuer. Und hat sich Geschichten erzählt. Ist geflohen vor dem hier und dort Notwendigen.


[...] 


So eine Geschichte ist wie so ein Teppich, den man aufrollt.

Überall voll schöne Fäden, die man so aber nur schwer transportieren kann.

Und dann noch die Körnung der Stimme

Eines jeden Erzählers

Die reinste Wohltat


Setzt Euch. Wenn ihr wollt.

Ich habe schon gesagt: ihr seid willkommen.


Wie lange dauert wohl ein Holzscheit?

zu verbrennen?


Spürt ihr den Duft der Zeit?


Federball

Gemeinsam schwitzen / Lose 


Glauben Sie an das Schicksal? Glauben Sie, dass alles, was geschieht schon einem Textbuch steht? 


In der deutschen Sprache gibt es dafür den Ausdruck „Los“. Und „Los heißt gleichzeitig“ auch ((-Los-)), also ein kleines Zettelchen, auf dem der Gewinn oder die Niete bei einer Lotterie verzeichnet ist.


Ist das Leben eine Lotterie? Ist das so einfach mit Gewinnen oder verlieren? Gibt es nur diese Beiden? Oder suggerieren uns das die Sozialen Medien, oder das alltägliche Gerede unser neidzerfressenen Zeitgenoss*innen, und eigentlich ist alles viel komplizierter.


Jedenfalls ist das Gegenteil von dem Menschenbild, demnach jeder ein Los zieht, und gut, mitlaufen am Karren — ist das Gegenteil der Mensch, der die Natur bezwingt. 


Der seinen Körper formt, und ihn zu Höchstleistungen treibt. Dadurch sich den Göttern annähernd. 


Ballet — Fünfkampf — Fitnessstudio — Botoxbehandlung — you name it


Aber was ist Federball?


Ist das Badmintonspiel vielleicht eine Art Balletaufführung? In der es vor allem daraum geht, sich Energien abzunehmen und zufließen zu lassen?


Ist die Konkurrenz


Das Gewinnen-Wollen nur ein schelmischer Vorwand 


Um gemeinsam schwitzen zu dürfen?


Sich in der Verausgabung zu vereinigen?


[...]


Anlage I 

Leseliste mit weiblichen und diversen Autor*innen 


(vielen Dank für den Hinweis, der sehr wertvoll ist, liebe Neleka) 


bell hooks

Juliane Rebentisch

Kim Nam-Jo – Poetin (ihr Buch habe ich schon bestellt)

Kim Jiyoung – Autorin (ihr Buch habe ich schon bestellt)

Kim de l’Horizon

Elfriede Jelinek (?)

Ulrike Haß (!)

Rosi Braidotti








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