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Die Schnitzelsemmel in der Kantine kostet nur 2,50. Das ist verschmerzbar. Da reicht das Geld noch für das allabendliche Besäufnis mit den Kolleg*innen (Bier sogar nur 1,50, quasi Selbstkostenpreis, of course steckt da viel Kapitalismuskritik in diesem Priceing. Und natürlich eine Menge Steuergelder. Aber das ist jetzt gerade hier nicht fühlbar. Gerade fühlt es sich wohlig weich an. Wie ein verdientes Privileg. "Einer fleißigen Biene (immerhin 10 unbezahlte Überstunden pro Woche) im altruistischen Bienenstamm (immerhin machen wir Stadtteilprojekte) der Kultur (diese ist zum Atmen wichtig, hat Ostermeier neulich in der SZ gedichtet) wird man ja noch ein wenig Honig ums Maul schmieren dürfen", denke ich mir und nehme zur Schnitzelsemmel noch einen leckeren Kaffe, den ich trinken werde, während ich durch unsere Glasfront auf die ganzen sinnlosen Bänker blicke, mit ihren Bullshitjobs, ihrem fiktiven Einkommen (so viel Geld KANN gar niemand ausgeben, also ich zumindest nicht. Wie viele subventionierte Schnitzelsemmeln wären das?!) und ihrer makellosen Oberfläche, bar jeder Identität. All das ist mir so furchtbar fremd in meinem Bienenhaus voller Gesichter und Geschichten, voller liebenswerter Buben, Spielkinder, dem Karneval des Zwecklosen (Kunst um der Kunst willen) von dem wir aber andererseits gerade wenn Gelder gestrichen werden sollen immer wieder betonen, wie KAUSAL wichtig es für das Wohlergehen der Gesellschaft ist. Das ist kein Widerspruch. Keiner brauchts, keiner zahlts und alle, und daher ist es so wichtig. Dass nur 2 % der Bevölkerung in diesem Land überhaupt öfter mal ins Theater gehen ist nun wirklich nicht unsere Schuld. Dass sind die dummen 98 %, die gibt es immer, überall, die muss man halt irgendwie mittragen, denke ich mir und schmecke den Siegerduft des Kaffes. Nebenan wird ausgiebig über die Details eines Bühnenbilds gestritten. Draußen fährt ein Streßenkehrerauto vorbei und macht den Gehweg blitzblank. Jeder trägt seinen Teil bei in diesem wunderbaren Land, denke ich und nehme verträumt noch einen genüsslichen Schluck Kaffe. Draußen herrschte reger Verkehr.
Damit nähern wir uns der Grauzone, wo Fremdheit in Feindschaft umschlägt. Der Feind (hostis) ist zu unterscheiden vom Gegner (adversarius). Während die Gegnerschaft auf einem sachlichen Konflikt beruht, zielt die Feindschaft auf den Anderen selbst. Das beginnt mit der Erzeugung von Feindbildern. Der Anblick des Anderen weicht dem, was wir selbst an ihm sehen, die Anrede dem, was wir selbst über ihn sagen. Der Feind entpuppt sich als ein blick- und wortloses Wesen ohne Antlitz. Das Außerordentliche, das die Grenzen der Ordnung überschreitet, sinkt herab zum Unordentlichen. So kommt es zu den bekannten binären Schemata: Vernunft gegen Gewalt, Vernünftige gegen Barbaren, Christen und Muslime gegen Heiden, Zivilisierte gegen Wilde, Gläubige gegen Ungläubige, Besitzbürger gegen Habenichtse, Gesetzestreue gegen Gesetzeslose und so fort. Dieser soziale Manichäismus dauert bis heute an
- Bernard Waldenfels, Das Fremde denken
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