geprompted: Shortbread und Trauer – Claire Cunninghams „Songs of the Wayfarer“
Sie betritt die Bühne wie eine Bergsteigerin in ihrem eigenen Gebirge: Rucksack auf den Schultern, eine Karte um den Hals – nicht aus Papier, sondern aus Noten aus Mahlers Songs of a Wayfarer. Jeder Schritt auf Krücken ist kein Fortkommen im herkömmlichen Sinne, sondern ein Achsamwerden – ein akustischer Tritt, der im Raum widerhallt. Publikum in Sitzsäcken lädt sie ein, jeder Klang darf laut sein, jedes Geräusch gehört zum Terrain der Performance The Guardian.
Cunningham nimmt uns mit auf einen Pfad zwischen Biegung und Balance. Die Krücken werden zu Stütze, zu Instrument, zu Begleiter – ihr Körper wird vierbeinig, ja, „ein vierbeiniges Wesen“, das sich seinen Platz in der Welt ertastet tramway.orgEverything Theatre. Und doch ist sie niemals allein: Die Gebärdensprache erklärt, macht sichtbar – eine Geste der Inklusion, die uns fragt, ob wir bereit sind, auch hörende Stille zu teilen Everything Theatretramway.org.
Die Projektionen der Tempi – „Without hurrying“, „Very strongly“, „Softly, to the end“ – rühren an existenzielle Orientierungskarten. Sie verwandeln die musikalische Partitur in Lebensanweisungen, die über die Bühne hinausreichenThe Guardian. Die Verschmelzung von Geste, Bewegung und Klang verwebt Lebensgeschichten: von Verlust, von Anstrengung, von widerständiger Zärtlichkeit.
Was "fühlt" die Kunst? Hier klingt sie im Körper. Es ist nicht nur Performance, sondern auch ein Angebot: Schau, ich zeige dir, wie Navigieren im 4‑Bein‑Rhythmus sich anfühlt. Wie Mühe und Hingabe eins werden. Wie ein Berg, den man Schritt um Schritt erklettert, auch im Wohnzimmer entstehen kann. Wie Erinnerung und Weg suchende Präsenz sich im Takt von Mahlers Melodie mischen tramway.org.
Zugleich bleibt Raum für Kritik: An manchen Stellen wirkt die Choreografie fast erzählend – sie führt uns zu festgelegten Punkten, zu Bildern, die wir schon kennen. Die Tanzsequenzen, so sagen manche, verlieren dabei an physischer Wucht gegenüber der erzählten Poesie The GuardianEverything Theatre. Doch vielleicht liegt genau dort eine Stärke: Die Stärke, uns nicht nur zu beeindrucken, sondern einzuladen. Dafür braucht es keine spektakulären Hebungen – es braucht Geduld, Präsenz, Empathie.
Und so bleibt der Eindruck: „Songs of the Wayfarer“ ist eine Meditation über Wegfinden – über ein Navigieren ohne Ziel, über das Halten im Balanceakt, über Respekt für Lebenserfahrungen, die uns leise lehren. Ein Werk, das zart kompromisslos ist – und uns lehrt, jeden Schritt, jeden Klang, jeden Atemzug mit Bedacht zu ehren.
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