über medien / unis

wenn ich mir alte Blogeinträge durchlese. aus dieser Redaktion von Verrückten. die eigentlich nur aus drei ranzigen MacBooks besteht, die in Studenten-WGs schlummern, bis wieder irgendein fixer Gedanke, irgendeine schräge Theatererfahrung oder eine Ungerechtigkeit in Welt oder Diskurs die drei Detektive ergreift, schüttelt, nicht mehr loslässt, und in die Knie zwingt, von dort aus man solange nicht mehr frei atmen kann, so wie K., als er dem Gericht einen Besuch abstattet, bis man ihn beschreibt, und somit zurückwirft, den Stein des Anstoßes, in die Leere, möge er treffen, wen es betrifft.   

Wenn ich sie also durchlese, diese Aktendeckel voller Aktionismus, Selbstgerechtigkeit, halb erfundener Storys (hier lässt sich einer vom Frankfurter Kunstverein unversichert beschäftigen und ausbeuten, dort nimmt ein selbsternannter Wallraf es mit einer Cateringfirma auf -- und gewinnt! -- gestritten wird für Arbeitsmigrant*innen im Architekturgewerbe gegen übergriffige Theaterintendanten oder ein manischer Taugenichts benutzt das geschriebene Wort um gegen seinen Studiengang zu rebellieren nichtsahnend, dass er nichts weiter verhandelt als seine eigene Bedeutungslosigkeit -- hart vom Nichts ins Nichts...) dann ist da immer ein bisschen (oder manchmal viel) Scham im Spiel.

Scham darüber, dass man sich der Illusion so stark hingegeben hat, die Dinge in der Welt einer Trennung unterwerfen zu können. Denn das ist ja Kritik, oder etwa nicht?, dass man hier terminologisch beginnt zu sagen, das gehört zu dem und das dahin, hier die guten ins Töpfchen und die anderen bitteschön in die Kammer, mit ihnen wollen wir gar nichts zu tun haben, bitteschön, sie sind problematisch und belästigen uns und überhaupt, warum rege ich mich so auf?, ist bestimmt das Trauma, das mich triggert, aber das beweist umsomehr, dass mein Gegenüber, das Problem, HIER NICHT MEHR EXISTIEREN DARF UND SICH BITTE ALLE ANDEREN VON ES DISTANZIEREN MÖGEN !!

Sie, die Kritik, beginnt also mit einer Prädikation (so etwas wie: Der Himmel ist Blau. Die Schuldenbremse ist einzuhalten. Greta Thunberg geht gar nicht !), also einer sprachlichen Abgrenzung, welche sodann Raum gewinnt, also in die tatsächliche Welt hinüberwächst, wie ein Weiterfressender Mangel, und dort eine Ausgrenzung nach sich zieht. Jemand verliert sein Rederecht, seine Anerkennung, seinen Posten als Dozent, sein soziales Netz, etc.

Meine Scham besteht also beim Lesen dieser Unverschämtheiten. Hält mich immer drei Meter entfernt von dem Autor, der ich damals war, und der mir und allen verbal die Hand reicht, sich als Führer anbiedernd, hoffnungslos verhaftet in der ödipalen Phase, das Du (des Lesers) überhöhend, während das Dritte, nämlich die Sache, außenvor bleiben soll. Sie muss draußen bleiben, dieser räudige Hund, sie gilt nichts, wenn es hier um mich geht, den Autor, um meine Tugendhaftigkeit, und um Dich, mich nährender Leser, unsere Vereinigung in der Leidenschaft der Vernichtung des nichtswürdigen Außen.

Ich wünsche mir dann manchmal, ich hätte anders über die Dinge gesprochen. 

Hätte das Rutenbündel weggelegt, das meine feige, meine "deskriptive" Sprache war.

Mein Feigenblatt

Mein stumpfes Plastikschwert

Wünsche mir insgeheim, man hätte mich, den frechen Max aus dem Kinderbuch, zu den wilden Kerlen geschickt, um mir dort meine Lektion über Machiavellismus im Sprachgewerbe zu lehren.

Aber niemand hat mich geschickt.

Den Drops musste ich selber lutschen.   

Ich wurde sogar noch eingeladen, nach Berlin zum Festival (treffenderweise betitelt mit: Performing the Exile)

Die Suppe stand also auf dem Tisch. Und war noch warm.

Das ist Uni für mich.

Und für dich?




zum weiterlesen (oder besser bleiben lassen):

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-nicolas-jaar-anti-israel-post-instagram-kunstakademie-muenchen-1.6288010

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