über Zeit / Dankbarkeit / Pietismus






Das Feuilleton streitet layed back drüber, ob Mastodon aufmerksamkeitssoziologisch ein Feature oder ein Bug in unseren insanen Zeiten ist


Meine Bauchdecke, in der es pulsiert


Meine aufgebissene Lippe


Sprechen eine andere Sprache.


Schreien ein empörtes "Gibs auf" dem Gerede entgegen, das wie das Orchester auf der Titanic


selbstgerecht dem Schönen zugewandt ist


(Wo wir uns doch eigentlich betrauern sollten oder in beharrlicher Introspection selbst heilen)

 

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Wenn man auf Facebook oder Instagram unterwegs ist, dann versteht man das schon. Man versteht, dass der Mensch ein Bedürfnis hat, mit seinem kulturellen Kapital zu posen (nicht zuletzt, weil man ja auch seinen eigenen gestiegenen Marktwert geltend machen muss, um später wiederum bessere DEALS machen zu können). Man versteht, dass es so lange nicht halb so schön ist zum Oberrottenführer aufgestiegen zu sein, bis man endlich den Wimpel tragen darf. 


Aber als Adressat fühlt man sich auch immer ein bisschen benutzt durch diese "Danke XY für den schönen Artikel in der FAZIch freu mich wirklich riesig auf diese Herausforderung. Mein Herz springt/ Ich hab mal wiede ein Interview für XY gegeben. Ist schön geworden"-Tiraden, deren eigentlicher Aussagegehalt um einiges geringer ist.


Man sehnt sich dann nach Zweifeln, nach Differenzierung, nach Anekdotischem, nach der Verbindung, die man mal zu den Leuten hatte, welche nunmehr nur noch als milchverglaste Fenster zur Welt an einem vorbeiziehen, der gnadenlosen (barocken, weil gen Himmel) Gravitation des FEED unterworfen...


Möchte sie festhalten. Zum Reden zwingen. Und sich selbst zu einer Aufmerksamkeit des Freundes.


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Ja, entschuldige, dass ich störe (beim Ins-Bett-Bringen und Vorlesen, beim Kellnern und bezahlt dramaturgisch Arbeiten, beim 3-D-Modelle bauen und Kinder im Ballett unterrichten, beim Bibliotheken digitalisieren und Masterarbeit skizzieren, bei der Dissertation, beim Textlernen, beim Steuererklärung machen, ein neues Tonikum entwickeln, und die Verbindungen zur Lokalpolitik ausbauen, beim Konzept schreiben fürs Resi oder einfach nur beim Gesundwerden und chillen zwischen den Jahren). Ich wollte nur fragen, wie ich mich eins zu eins revanchieren kann...


Ach ja, das macht Sinn. Kann ich gar nicht. Weil ich das gar nicht kann alles, was ihr da macht. 


Aber ich könnte Bleistifte spitzen, Kinderbücher recherchieren, Experten anschreiben, Abstracts gegenlesen, Partys organisieren, Basilikum wiegen, Gartenpflanzen recherchieren. Wenn ich darf. Falls das etwas nutzt.


Es würde mich freuen


Sonst sitze ich wieder nur hier und lese Messen über Dankbarkeit


<3


 

 

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