Ein poetologisches Gedicht
Binaritäten ist wenn man in Gegensatzpaaren denkt. Die Geburt ist dabei eine Schwelle ein Wendepunkt. Binäres Denken hat ein Faible für Grenzen, es interessiert sich für das dazwischen der zwei von ihm so stark gemachten Sphären. So kann die Schwangerschaft als zwischenstadium von Nicht-Existenz und Leben zu einer allumfassenden Peripetie aufgestaltet werden. Dass hierbei gleichzeitig das Stereotyp der ganz in Liebe aufgehenden Mutter bedient wird (damit einhergehend, unmöglichkeit rationalen Denkens, Bindung an den Oikos und unfähigkeit, das Gemeinwesen politisch mitzugestalten) kann dabei leicht aus dem Blick geraten. Um den Sphären ein klares Profil zu geben, entstehen subsummierende Aussagen wie: “Nichts an meiner Jugend war positiv gewesen” Es ist ein Denken in Sphären, wo sich Gleiches gruppiert, und wo das Andere den Ort wechseln muss oder zur Not umerzählt man es. Es legitimiert Aussagen wie “Auf einmal war es völlig klar, dass unser Kind nicht völkisch [dh. gleichzeitig gänzlich diametral zu der bisher gelebten Ideologie der Mutter] erzogen werden soll. So ist es auch nicht ein Kind (oder die Arbeit, die es verursacht), die den Umschwung im Denken bringt, sondern das Gefühl “verantwortlich zu sein”. Die Vergangenen Taten werden zur “Kompensation eines nicht gelebten Lebens” [208]. Das Binäre Denken hat eine große Skepsis gegen Transitionen. Sie Verunsichern und nötigen zu einer uneigentlichen Sprache: “Ich war vorsichtig Glücklich”, “Ich fühlte mich so frei, wie man sich ohne einen Cent in der Tasche fühlen konnte” / “Ich wollte endlich in meinem Leben ankommen” / “Ein bescheidenes Leben mit Landschaftsbildern an der Wand”. Auch wird Verhalten, dass aus der Berichtsperspektive unangebracht erscheint einem konsequenten Othering unterzogen. Sodann ist der Rausch, oder die “Verblendung” (als Gegenmodell zur klaren Entscheidung sich verändernder Motivlagen) der Vater des Gedankens und der Tat.
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