inverse morgenroutine / eine hosenrolle


Knossi Pauser

    (der Intendant, Mentor, beste Freund, Lover; hier Assistent bei der Morgenroutine)

 

Die Fee Emilia

    (seine Muse und Erfüllungsgehilfin)

 

 

In Morgenrock und Negligée am Schminktisch

 

 

 

K.P.:

Ich reiche Dir einen Schluck Wasser mit Öl zum Gurgeln gegen die bösen Geister und um innerlich porentief zu reinigen während außen Puder und Rouge ausreichend sein dürfte

 

E.:

Es tut immer ein wenig weh, den Mundgeruch gehen zu lassen, weil er das letzte wäre, was euer blindes Begehren noch umbiegen hätte können

 

K.P.:

Voll schade

 

E.:

Passt schon

 

K.P.:

Ne, passt nicht. Hundeblick

Mich interessiert, was du fühlst. Wenn und soweit ich dadurch Forderungszuständigkeit ergattern kann. Wenn wir Freunde wären...

 

E.:

Ich danke Dir, dass du meiner Morgenroutine assistierst, auch wenn Dir der Sinn fürs Profane fehlt.

 

K.P.:

Wir profitieren beide gleichermaßen von dem ritualisierten Kult um deinen Körper. Ich metaphysisch und du ganz weltlich-pekuniär.

 

E.:

Wie heißt der erfolgreichere Bruder von Lang-Lang?

 

K.P.:

unfähig auf sie einzugehen

Der hat einen Bruder?

 

E.:

tief betroffen. solipzistisch

Du hast den Witz zerstört

 

K.P.:

panisch gestikulierend. hat auf einmal den Dolch der Gräfin Orsina in der Hand

Teil des Abschlusses ist auch die Einführung einer Stufe in Form einer ebenfalls dynamisierten Beschäftigungszulage in Höhe von € 200 auf die Mindestgage zu Beginn der Spielzeit 2023/2024. Solobeschäftigte und Bühnentechniker:innen, die länger als zwei Jahre an Theatern, die dem Deutschen Bühnenverein angehören, gearbeitet haben, erhalten dann mindestens € 2.915. Caps Lock, Fettgedruckt."Deutlich verbesserte Bedingungen". Verstellt seine Stimme. "Dies ist ein historischer gemeinsamer Erfolg", zitiert die Presserklärung Lisa Jopt, Geschäftsführende Präsidentin GDBA. "Die Dynamisierung der Gagen ist seit über dreißig Jahren ein Thema der Gewerkschaften. Dass Bühnenkünstler:innen im Vergleich zum öffentlichen Dienst wie Küchenhilfen und Bot:innen bezahlt werden, ist vorbei. Weitere Verbesserungen werden wir angehen."

 

E.:

schreit

Wenn ich schreie, ist das was andres als wenn Peymann schreit

 

wieder ruhig

Ich schreie aus gerechtem Zorn

Peymann aus verhinderter Selbstliebe

Gerechten Zorn will keiner hören

Todesunsexy.

Ich weiß. Sorry for that.

Ich hoffe, ein Zuckergusslächeln bringt mich wieder zurück ins Game

Zuckergusslächeln

 

K.P.:

überlegt ernsthaft

Denkst du, es gibt eine Semiotik der Anerkennung?

 

E.:

Ich möchte eine Gegenfrage stellen. Der Mann, der aus dem Gebüsch springt und sich über mein Entsetzen entsetzt: "Ich mag deinen runden Arsch", ich, wild entschlossen das Missverständnis aufzuklären, sage: "Nicht in jeder Situation und von Jedermann ist diese Vorbringung angemessen", er sodann, in dem Unterton seiner Stimme schon der wilde Entschluss mich gleich aufs äußerste abzuwerten "Was bist du denn jetzt so schnippisch, ich wollte Dir doch nur ein Kompliment machen", dieser Mann möchte sich nach wohlwollender Lesart lediglich ein Zuckergusslächeln ergaunern. Seine versuchte Semiotik der Anerkennung jedoch wirkt in meinen Augen als Chloroform. Es tut mir so leid wie möglich. Sie macht eine Grimassen und zerfleddert eine Blume, damit es niemand anders tut. Was ich bräuchte wäre eine Semiotik des Rückzugs. Der freiwilligen Selbststerilisierung der Männerbünde.

 

K.P.:

Er hat gebannt gelauscht. Entdeckt auf einmal den Dolch der Gräfin Orsina in seiner Hand. Entledigt sich panisch.

Gleichzeitig appelliere ich an die Rechtsträger. Fistelstimme. "Der aktuelle Abschluss stellt für die Bühnen eine finanzielle Herausforderung dar, die sie alleine nicht schultern können. Die Bühnen brauchen dringend die Zusage der Rechtsträger, diesen Mehraufwand mitzutragen. Dieser Abschluss nimmt uns alle – gemeinsam – in die Verantwortung. Es gibt kein richtiges Leben im Falschen" Zuckergusslächeln. Er weint. Sie nimmt eine riesige Puderquaste und macht sich daran, sein Gesicht abzudecken.

 

[...]

 

 

 

Quellen:

Toi Toi Toi 09/22 S. 20; S. 26

 

 

 

 

 

 

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