gastbeitrag: "frag mal die maschine was sie vom kapitalismus hält" (ein wütender Erstie berichtet)


Kunstauktionen und die Instrumentalisierung der jungen Künstlergeneration

In München organisiert die Akademie der Bildenden Künste jährlich eine Kunstauktion, ausgeführt von einem wohlhabenden Unternehmen, das den Auktionsmarkt für aufstrebende Künstler öffnet. Diese Auktion bringt einige spannende Fragen und Spannungen mit sich, die sich nicht nur um die finanzielle Unterstützung, sondern auch um die Rolle und den Wert der Kunst drehen.

Kunstauktionen bieten jungen Künstlern eine Plattform, um sich potenziellen Sammlern und Investoren zu präsentieren, was insbesondere für solche in prekären finanziellen Situationen vorteilhaft sein kann. Viele Künstler stehen unter Druck, sich mit Nebenjobs durchzuschlagen, was nicht nur physisch, sondern auch psychisch herausfordernd ist. Ein erfolgreiches Auktionserlebnis könnte ihnen die Möglichkeit geben, sich ganz ihrer kreativen Arbeit zu widmen, ohne die Belastung durch wirtschaftliche Unsicherheiten.

Doch diese Auktionen werfen auch eine tiefere Problematik auf. Junge Künstler werden in ein System eingeführt, das sie zu "Marktwerten" macht, eine Realität, die laut Walter Benjamin das Geld zu einer Ersatzreligion erhebt. Kunst, die ursprünglich Ausdruck und Experiment war, wird auf ihren Verkaufswert reduziert, was oft dazu führt, dass junge Künstler ihre Arbeit "einfrieren". Sie fragen sich, ob sie ihren Marktwert schon erreicht haben und fühlen sich möglicherweise gezwungen, ihre Kunst anzupassen, um diesem vermeintlichen Wert zu entsprechen. Der ursprüngliche künstlerische Impuls könnte dabei verloren gehen, wenn der finanzielle Erfolg zur zentralen Messlatte wird.

Letztlich stellt sich die Frage: Hilft diese Art von Auktion den Künstlern tatsächlich, oder lenkt sie von der eigentlichen Kunst ab? Einerseits bietet sie eine finanzielle Entlastung und einen Einstieg in den Kunstmarkt. Andererseits trägt sie dazu bei, dass Kunst als Ware und nicht als Ausdruck betrachtet wird. Ein Balanceakt bleibt also zwischen Unterstützung und Kommerzialisierung, wobei die Künstler letztlich entscheiden müssen, wie sie ihren eigenen Wert und den ihrer Werke verstehen und vertreten wollen. 

Kunst als Kreislauf – Ein Plädoyer für echte Wertschätzung jenseits des Marktes

Die Lösung für die Problematik, in der sich viele junge Künstler auf dem Kunstmarkt wiederfinden, könnte einfacher sein, als es scheint: Kauft selbst Kunst! Kauft von euren Freunden, von denen, die noch im Aufbau sind, und gebt das, was ihr eben habt. Das Ziel ist, die Kunst in Zirkulation zu bringen, ihr Raum und Wert zu geben – unabhängig vom Preis.

Wir brauchen eine Haltung, die Kunst nicht nur als Ware behandelt, sondern als Teil eines gemeinsamen Schaffensprozesses. Das bedeutet auch, im Atelier der anderen zu sitzen, sich auszutauschen, Ideen zu entwickeln und einander Unterstützung zu bieten. Wir müssen raus aus dieser „Bubbletea-Quantifizierung“: weg von den Zahlen, den Followern, den Klicks, und den Likes, die wir konsumieren, als wären sie unser Maßstab. Die ständige Suche nach Bestätigung auf Instagram und Co. schadet mehr, als sie uns nützt, weil sie Kunst auf kurze Momente und äußere Anerkennung reduziert.

Ein echtes Netz der Wertschätzung könnte uns gesund machen. Es könnte Kunst aus dem Kreislauf der Vermarktung befreien und ihr den Platz als Ausdruck und Kommunikation zurückgeben. Kunst sollte die Chance haben, zu fließen, sich zu entwickeln und zu wachsen, ohne durch die „Herzen“ und „Shares“ verzerrt zu werden. Indem wir uns gegenseitig unterstützen und die Kunst schätzen, wie sie ist, kommen wir der eigentlichen Bedeutung von Kunst – als Verbindung zwischen Menschen – näher.

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