Zum Tag der Intertextualität / Jelinek




Es gibt Dinge, die als undarstellbar gelten. Ich glaube, mal gelesen zu haben, das Rancière zum Beispiel die Shoah als einen solchen Gegenstand begreift. Was passiert also in dem Moment, wo mir ein Freund erzählt, er habe ein Video von einem Terrorakt angesehen, bei dem über tausend Menschen ihr Leben ließen? Wenn das Video authentisch ist? Was schaut dieser mir vertraute Mensch in dem Moment an, was vermitteln ihm die Pixel am Schirm, dieser zuverlässige Pointillismus unserer Tage, der die Information verabsolutiert und die Geschichte (=Narration) unterdrückt? 

Ich erkenne an der Härte in seiner Stimme, dass das Gesehene ihn verändert hat und sei es nur ein bisschen. Ich beneide ihn nicht um diese Veränderung.

Wenn er sich auf die Grausamkeit des Gesehenen beruft, um damit seine politischen Argumente zu stützen, merke ich, ich bin außenvor. Ich kann nichts sagen. Weil ich ja nicht gesehen habe, was er gesehen hat.

Ich räume also das Feld. Wenn man es so nennen will. 

Ziehe mich zurück

Und wohin?

Nicht etwa in ein Computerspiel, wo ich als Anti-Terroreinheit einen gerissenen, sportlichen Kampf gegen die Terroristen kämpfen kann. Gesichert hinter dem Schirm. 


the bomb has been defused


Sondern in eine Parallelwelt, in der Stimmen miteinander kämpfen, ohne sich zu zerstören. Kapoeiramäßig umeinander tänzeln.    

Man könnte sagen, ich warte dort auf Frieden und auf das Bedürfnis zu schweigen.




 

zum Weiterlesen:

Einleitung: Mit dieser Aussage stellt sich die Autorin ...Forschungsplattform Elfriede Jelinekhttps://fpjelinek.univie.ac.at › PDF-Downloads

Kein Einer und kein Andrer mehr / https://www.elfriedejelinek.com

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