Sachpolitik / Klimakleber / Intersektionalität / Technologieoffenheit


Ich bin gestern mit einer Kommilitonin über den Campus der Goethe-Uni gegangen, wo ein Klimacamp aufgebaut ist und bei einem Blick auf das ausgehängte Programm meinte sie etwas befremdet: Was hat denn smash the patriarchy, der ayurvedische Tanzworkshop und der Kurdische Arbeiteraufstand mit dem Klima zu tun? Ich ließ das umkommentiert und wendete mich dem Tagwerk zu.

Aber später kam mir die Frage nochmals in den Sinn. Und da musste ich an die ehemals grüne Politikerin aus Owingen denken, die antrat als Parteilose. Und nun Abtritt. Und in deren Kommentarspalten sich die immergleichen Schwaben zusammenrotten und über das Heizungsgesetz reden. Also nein. Sie reden nicht darüber. Niemand redet darüber, weil niemand es kennt. Alle reden daran vorbei. Und da sind wir beim Punkt.

Wenn Herr Scholz die Klimakleber verniedlicht, dann weil er Angst vor ihnen hat. Wenn es über Luisa Neubauer anzüglich laut wird, dann weil es irritiert, dass eine junge Frau weit besser informiert ist, als man selbst, gehör findet, moralisch integer ist und dabei (ohne freilich etwas dafür zu können) ein klassisch schönes Äußeres hat. Wenn man Greta die Pest an den Hals wünscht, dann nur weil es einer herrschenden Lesart wiedersprechen würde, sie zu sexualisieren.

Ich rede also von dem Gerede. Von der bierschwangeren selbstgefälligen Grummelei des Patriarchats. Von seiner omnipräsenten Kastrationsangst (und ja: es ist bitter sich das einzugestehen, aber der schwäbische Durchschnittsdepp fühlt sich  t a t s ä c h l i c h  kastriert, wenn eine Frau in politischen Angelegenheiten ihm Widerworte gibt, wenn sich auf seinem Grill nicht ausschließlich Lappen von toten Tieren befinden, wenn er aus der Garage fährt und es nicht selbstgerecht knattert unter seinem Arsch vor versengtem Benzin, und last not least: bei dem Gedanken in seinem Keller eine Wärmepumpe — dieses transsexuelle Teufelszeug — arbeiten zu wissen und nicht die gute alte Öl- oder Gasheizung) und seiner kindlich-unbeholfenen Art damit umzugehen.

Das ist ein Intersektionalitäts-Gedanke: Nehmt ihm sein Steak weg und er schlägt seine Alte, nehmt ihm seinen Verbrenner und er macht sein Kreuz bei der AfD, kontert sein Bullshitgerede und er erfindet Geschichten, die belegen, dass Du eine Schlampe bist und verbreitet sie, nimm ihm seinen Gastank und er zündet eine Geflüchtetenunterkunft an. Aber wenn du ihm alles nimmst wird er einen Krieg anzetteln. 

Ich hoffe, hoes, ihr seid ready.




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