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n.t. 

Eine Gerichtskolportage


Hey Leute,

Liebe Fans von meinem Blog. Jetzt hab ich echt lange nicht geschrieben. Puh! So eine Depression ist aber auch eine krasse Sache… 

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Zum Glück bin ich fett auf mein Citalopram eingestellt, das macht allen Gram auf einmal wieder ungeschehen. Und manchmal muss man sich auch einfach ein bisschen zusammenreißen.

Wie neulich. Da war ich bei einem echt krassen Prozess. Das war auch überall in den Medien gewesen. Weil der Typ halt echt krass war. Der sollte eigentlich Leute heilen als Diplom-Psychologe und hat die dann noch viel tiefer in die Nummer reingezogen. Also das ist glaube ich nicht erwiesen, aber eigentlich ist es allen klar. Man sieht es diesem Monster auch an (Genauso, wie man den Thai-Boys auf den Fotos ihr alter an der Nasenspitze ansehen kann). Wie wohlfeil der immer grinst!

Und dann immer diese Wortklauberei. Die Richterin nennt die Buben „Kinder“, er besteht auf Junge Männer, man einigt sich auf Jugendliche. Aber dann weiß man nicht, ob. man so über den Neunjährigen reden kann, der von dem Motorrad-Rücksitz abstieg und sich im Türrahmen schon nach dem begehrlichen Blick der Touristen umgesehen hat. Der dann durch sein fließendes Englisch eher wie 13 erschien, sich mit einem gefälschten Pass aber womöglich als 14jähriger auswies, was moralisch zwar fragwürdig  ist, aber, soweit ich informiert bin, strafrechtlich nicht relevant.  

Ein bisschen ist es auch wie bei Barbara Salesch, wenn der Staatsanwalt den Verteidiger angiftet: „Wenn Sie mit einem Siebzehnjährigen schlafen und dem Geld zahlen ist das sehr wohl illegal“, er darauf: „Sie legen mir Worte in den Mund. In meinem hypothetischen Beispiel habe ich niemandem Geld gezahlt. Aber das belegt Ihren Hang zur Vorverurteilung.“ Eine kranke show wortgewandter Charakterköpfe. Fasst vergisst man ganz den traurigen Anlass vor lauter Spektakel.

„Sobald man hier in Deutschland das Wort Thailand hört, blühen bei allen die schmutzigen Phantasien auf“, macht auch der Angeklagte geltend. Tatsächlich hat man in dem Verlauf der Verhandlung voller intimer Details das Gefühl, dass nicht alle im Raum dem Sprechen über das Thema gewachsen sind. Bisweilen werden Platzhalter („man kann sich ja vorstellen, was dort passiert ist“) eingesetzt, die vermutlich jeder im Saal mit seinen eigenen Vorstellungen füllt. Das untergräbt jedoch die so unermesslich wichtige Verständigung über das unvorstellbare.

Der Angeklagte nutzt sein Charisma gewinnbringend, um die anderen Prozessbeteiligten wahlweise zu verwirren, zu verunsichern oder einfach überheblich abzukanzeln. Man hat das Gefühl, die Richterin lässt ihm das erstaunlich oft durchgehen. Er wirkt auch einnehmend intelligent. Als ob er das alles schon vor den anderen längst durchschaut. Seine am häufigsten bemühte Phrase lautet sinngemäß: „Ich werde das alles zu einem späteren Zeitpunkt aufklären“ 


Wie gerne hätte ich noch die Zweite hälfte gesehen, in der sie die Polizeibeamte zerpflückt haben. Ob sie denn überhaupt englisch verstehe. Aber das muss man nicht gesehen haben, um drüber zu schreiben. Die Presse war nach dem Mittagessen auch nicht mehr da. 

Kommentare

Anonym hat gesagt…
ich finde DAS KRASS, DASS DU HIER SO frei heraus über deine Depression redest. Also ich könnte das nicht. Es gibt noch mehr von deiner Sorte, die ich auch irgendwie bewundere, aber auch irgendwie verachte. Ich denke manchmal, Euch geht es nur um Aufmerksamkeit! Das nervt mich. Und es entwertet LEUTE; DIE WIRKLIVCH etwas haben.
Shame on You, slamSchlam. GROW UP!

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