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garbage in -- garbage outß0

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Eine deutsche Urszene.  Untertitel von Stephanie Geiges Ja, natürlich. Poetisch-Assoziativ sind alle meine Kritiken. Fragment, Essay, fast Prosa. Ja, es kann hin und her gehen zwischen den Formen. Ich habe ja manchmal auch konkrete Poesie drin, was eben passt. Sie soll eine straffe Struktur haben, insbesondere gedanklich. Es geht darum, sich von dem gesehenen Stück radikal zu lösen, aber immer wieder zurückzukommen, also an wichtigen Punkten. So wie Hermeneutik eben funktioniert. Zum Beispiel ein wichtiger Punkt ist, wie schön ausziseliert diese Stürmerfigur ist. Das ist so ein Schwurbler, wie er mir auf Usedom begegnet ist. Genau dieses... ja, dass es dir wirklich passiert, dass jemand sehr liebenswert ist und einfühlsam, aber so weit weg und so in der Gruppenerzählung drin. Das ist sozusagen die Empathieschule des Inszenierenden. Antipode des spaltenden Empörungsgestus. Und wenn man sol will eins zu ein eine moralische Anstalt-Geste, oder? Müsste man genauer drüber nachdenken. Om...

Der Mann im Schamhügel

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geprompted: Shortbread und Trauer – Claire Cunninghams „Songs of the Wayfarer“

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  Sie betritt die Bühne wie eine Bergsteigerin in ihrem eigenen Gebirge: Rucksack auf den Schultern, eine Karte um den Hals – nicht aus Papier, sondern aus Noten aus Mahlers  Songs of a Wayfarer . Jeder Schritt auf Krücken ist kein Fortkommen im herkömmlichen Sinne, sondern ein Achsamwerden – ein akustischer Tritt, der im Raum widerhallt. Publikum in Sitzsäcken lädt sie ein, jeder Klang darf laut sein, jedes Geräusch gehört zum Terrain der Performance   The Guardian . Cunningham nimmt uns mit auf einen Pfad zwischen Biegung und Balance. Die Krücken werden zu Stütze, zu Instrument, zu Begleiter – ihr Körper wird vierbeinig, ja, „ein vierbeiniges Wesen“, das sich seinen Platz in der Welt ertastet   tramway.org Everything Theatre .  Und doch ist sie niemals allein: Die Gebärdensprache erklärt, macht sichtbar – eine Geste der Inklusion, die uns fragt, ob wir bereit sind, auch hörende Stille zu teilen   Everything Theatre tramway.org . Die Projektionen der Tempi...

body/acc -- zu Nicola Kötterls Tears and Squats for Cicero

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body/acc e p i l o g / g l a u b e n s b e k e n n t n i s Sie sagen wir schnellbewegen uns und brechen dinge  und brechen körper und abtreiben schwächliche menschenwesen der zukunft, wenn wir  die konservative kopistin dna knacken und  das atom spalten und unsere libido  in den stromkreislauf legen statt in dieses mensch-zu-menschliche KLEINKLEIN.  Sie sagen er, der Weltgeist wird seinen Träger wechseln  wie der Virus den Wirt und wird blitzartig  die kränklichen Verwalter durchtrennen,  ihre Samenstränge der Hemmung, Die Decells des Roosevelt-Zeitalters zu Incells des Heute kompostieren.  Abfall der Evolution. Der sie sind. Sie sagen Das Wir gewinnt.  Sie meinen  Das große Wir.  Nicht das kleine heutige,  alle Schwächelnden  miteingrenzende Wir Sondern das  exquisite, das  geburtenerstarkte, das  fernzukünftige Über-Wir  mit einem mehralsdoppeltüberdurchschnittlichen Intelligenzquotienten versehe...

Radikalflaneur:innen (über Anne Kapsner: "Ja mei, wohin soll’s schon gehen?")

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  Radikalflaneur:innen von Janik Hauser Es gibt gehen und es gibt flanieren.  Gehen ist  Schatz-ich-geh-kurz-zum-Bäcker und  flanieren ist  ich gehe /  jeden Tag / wie ein Zen Meister / an dem Geschäft des Untertanen, dem Hasskollaborateur / bedächtig vorbei / magnetisch unbeirrt / und spucke, wenn die Galle soweit ist / meine ganze Geringschätzung auf seine Schwelle.  Flanieren ist subversiv. So könnte man es auf Elfenbeindeutsch sagen.  Wir flanieren. Wir sind eine eingeschweißte Crew, schon als wir uns für den Hörspaziergang im Foyer der Kammerspiele versammeln (unter dem neckisch gehobenen Zeigefinger der Therese). Gewissermaßen im geistigen Gleichschritt – auch wenn wir alle unser eigenes Tempo verfolgen. Aber wir alle öffnen unseren Blick. Wir nehmen uns Zeit. Wir starren die uns vermeintlich bekannte Stadt so lange an, bis aus ihren Ritzen die Vergangenheit quillt. Nicht so, wie sie war. Sondern, wie sie uns vorgelegt wurde. Von jemandem,...

fwd: Theater und das Ende der wokeness

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  Theater Gier nach Leben 6. Juni 2025, 15:10 Uhr | Lesezeit: 3 Min. Halt suchen, Liebe, Zärtlichkeit: Edmund Telgenkämper (hinten) und Elias Krischke.  (Foto: Armin Smailovic) Ein fantastischer Schauspielabend für die Freiheit, eine Hommage an das schwule München der Achtzigerjahre: Lion Christs „Sauhund“ an den Münchner Kammerspielen. Von  Egbert Tholl Anhören Merken Teilen Feedback Drucken Die Aufführung läuft schon eine Weile, da verlässt sie die Vorlage. Und wird politisch. Wir befinden uns in Bayern, in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre, das HI-Virus grassiert und Peter Gauweiler, damals Staatssekretär im bayerischen Innenministerium, fordert einen Maßnahmenkatalog gegen Aids-Kranke. Er lässt Razzien in der Schwulenszene durchführen, führt Zwangstests ein, angeblich befürworten 77 Prozent der Bevölkerung eine Meldepflicht für Aids. Und Kultusminister Hans Zehetmair poltert, unterfüttert von altphilologischer Bildung, Schwulsein sei „contra naturam“, also gegen d...